Die
 heutige Masematte Münsters ist längst keine Geheimsprache mehr. In 
dieser Funktion wurde sie nämlich von ihren ursprünglichen Sprechern, u.
 a. zum Schutz vor dem Gesetz und
 der Obrigkeit, verwendet. Sie gilt als Sondersprache, die zu den sog. 
Rotwelsch-Dialekten gerechnet wird. Systematisch wurde sie zunächst von 
Margret Strunge (heute: Topp) und Karl Kassenbrock in ihrer 
Examensarbeit (1980) und dann vor allem von Prof. Klaus
 Siewert in seiner Habilitationsschrift (2003) untersucht. Als 
ausschließlich gesprochene Sprache war die Primärmasematte auf vier 
Stadtteile Münsters beschränkt. Heute trifft man auf Wörter dieser 
Sondersprache (wie z. B.
Leetze, meimeln, Seegers, Kaline, jovel, schofel
 etc.) in sämtlichen Stadtbezirken nicht nur in der Umgangssprache in 
allen sozialen Schichten, sondern ebenfalls in schriftlicher Form. Der 
älteste Text mit Masematte-Wörtern
 geht auf das Jahr 1946 zurück (vgl. Siewert 2003: 512). Darüber hinaus 
wird bei der Namensgebung vieler Münsterscher Einrichtungen und Produkte
 auf den Rotwelsch-Dialekt zurückgegriffen (wie beispielsweise im Fall 
des Jugendzentrums
Wuddi, des Schönheitssalons Kalinenschmiede, der Eventlocation Kneisterei, der
Jovel Music Hall sowie der Brote Jove Maro und Massel Maro 36).
In
 diesem Kurs soll zunächst ein geschichtlicher Überblick über das 
Rotwelsch allgemein und die Münstersche Masematte im Besonderen gegeben 
werden. Im Anschluss werden Texte
 auf Masematte gemeinsam gelesen.
 
Kursdaten:
01.09. – 15.12.2022, donnerstags, 16:00 – 17:30 Uhr, vhs-Aegidiikirchplatz 5
Anmeldungen unter
www.stadt-muenster.de/vhs (Kursnummer 478915)
 
Zur Person
Dr.
 Guido Kallfell ist Sprachwissenschaftler und beschäftigt sich seit 
Jahren neben Spanisch, Französisch und Russisch auch mit Sprachen und 
Dialekten von Minderheiten bzw. mit
 solchen, die bedroht sind, wie beispielsweise dem Elsässischen und dem Welche
 im Elsass sowie dem Bretonischen in der Bretagne. In engem Austausch 
mit dem Germanisten, Sprach- und Kulturwissenschaftler Prof. Klaus 
Siewert widmete sich Guido Kallfell
 in den letzten zwei Jahren der Münsterschen Masematte.
 
Foto:
Dr. Guido Kallfell © Studio Wiegel Münster