Während die Wirtschaft in China weiterhin schwächelt, haben die Börsen am Montag positiv auf die Aussicht auf umfangreiche staatliche Unterstützung reagiert. Der Immobiliensektor, der lange als Wachstumsmotor der chinesischen Wirtschaft galt, steht derzeit im Mittelpunkt der angekündigten Maßnahmen. In der vergangenen Woche leitete die chinesische Führung mehrere Schritte ein, um der anhaltenden Krise zu begegnen. Trotz des fünften Produktionsrückgangs im verarbeitenden Gewerbe in Folge stiegen die Börsenkurse kräftig an.
Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI), der die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe misst, lag im September bei 49,8 Punkten, knapp unter der entscheidenden 50-Punkte-Marke, die Wachstum signalisiert. Im Vergleich zum August, als der PMI bei 49,1 lag, zeigt sich ein leichter Anstieg. Dennoch bleibt die Lage angespannt, insbesondere angesichts der Schwäche des inländischen Konsums und den anhaltenden geopolitischen Spannungen mit den USA sowie drohenden Strafzöllen der EU.
Die Maßnahmen, die von der chinesischen Regierung und der Zentralbank angekündigt wurden, um die wirtschaftliche Erholung zu beschleunigen, sorgten dennoch für Optimismus an den Finanzmärkten. Die Rücknahme von Kaufbeschränkungen für Immobilien in den großen Städten wie Shanghai, Guangzhou und Shenzhen sowie die Senkung der Hypothekenzinsen durch die größten Banken des Landes sollen den angeschlagenen Immobilienmarkt stützen. Dies führte zu einem Höhenflug der Börsenkurse in den betroffenen Metropolen und brachte den Aktienwerten von Baukonzernen wie Sunac, Fantasia und Kaisa teils spektakuläre Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich.
Das Immobiliengeschäft, das einst als treibende Kraft der chinesischen Wirtschaft galt, befindet sich seit Jahren in einer schweren Krise. Viele Baukonzerne sind hochverschuldet, und der Boom vergangener Jahre fand weitgehend auf Kredit statt. Die staatliche Intervention in den vergangenen Monaten zur Eindämmung der Verschuldung hat die Branche jedoch ins Wanken gebracht, und zahlreiche Unternehmen stehen vor der Zahlungsunfähigkeit. Viele Bauprojekte bleiben unvollendet, und die Immobilienpreise fallen.
Die aktuelle Maßnahmenpakete der chinesischen Regierung sollen den Markt stabilisieren, auch wenn die durchschlagende Wirkung bislang ausgeblieben ist. Es bleibt abzuwarten, ob die angekündigten Reformen den Immobiliensektor langfristig wieder auf Wachstumskurs bringen können.
OZD-Kommentar:
Börsenoptimismus trotz schwächelnder Wirtschaft – eine trügerische Ruhe?
Die euphorische Reaktion der Börsen auf die angekündigten Maßnahmen Chinas könnte sich als kurzfristige Beruhigung herausstellen. Die tieferliegenden Probleme des Immobiliensektors, wie die hohe Verschuldung der Unternehmen und die schleppende Nachfrage, sind damit noch längst nicht gelöst. Es stellt sich die Frage, ob die staatlichen Eingriffe ausreichen, um die tiefe strukturelle Krise im Bausektor nachhaltig zu überwinden. Ein weiterer Aspekt sind die geopolitischen Spannungen, die Chinas Exporte weiterhin belasten werden.
In den kommenden Wochen bleibt entscheidend, ob die Maßnahmen zur Stützung des Immobilienmarktes greifen und ob weitere wirtschaftspolitische Schritte folgen. Andernfalls droht der chinesischen Wirtschaft eine Phase der Stagnation, die auch international spürbar sein könnte.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Xi Jinping?
Xi Jinping ist seit 2013 Präsident der Volksrepublik China und Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas. Er steht für einen zunehmend autoritären Führungsstil und hat in den letzten Jahren die Macht der Partei weiter zentralisiert.
Was ist der Einkaufsmanagerindex (PMI)?
Der PMI misst die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe und gibt Aufschluss über die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Ein Wert über 50 Punkten zeigt Wachstum an, während ein Wert darunter auf einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität hinweist.
Hinweise:
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