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Familien im Fokus: Wie Depressionen Angehörige prägen

Fast jeder zweite Deutsche ist direkt oder indirekt von Depression betroffen. Eine neue Studie beleuchtet die Belastungen und positiven Aspekte, die diese Erkrankung in Familien mit sich bringt.

Depression betrifft in Deutschland fast die Hälfte der Menschen direkt oder indirekt. Laut einer Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe leiden 24 Prozent der Erwachsenen selbst an Depression, während 26 Prozent als Angehörige betroffen sind. Fünf Prozent der Befragten sind von beiden Rollen betroffen.

Trotz der Herausforderungen bleibt die Familie für viele Betroffene ein wichtiger Halt. 46 Prozent der Erkrankten gaben an, dass ihre Familie ihnen das Gefühl vermittelt, nicht allein zu sein. Für 38 Prozent war die Familie entscheidend, professionelle Hilfe zu suchen. „Depression betrifft die ganze Familie“, erklärte Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. „Deshalb ist es sinnvoll, Angehörige in die Behandlung einzubeziehen, um ihnen beispielsweise Wissen über die Erkrankung und die Behandlung zu vermitteln.“

Die Erkrankung stellt Familien vor große Herausforderungen. 77 Prozent der Familien empfinden Depressionen als Belastung, insbesondere durch die Sorge um die Erkrankten (81 Prozent), deren Antriebslosigkeit (73 Prozent) und Interessenlosigkeit (67 Prozent). In 43 Prozent der Familien kam es während der Erkrankung häufiger zu Streit, in 19 Prozent sogar zu Kontaktabbrüchen.

Gleichzeitig berichtete jede zweite Familie rückblickend von positiven Entwicklungen. 55 Prozent der Angehörigen erlebten, dass sich das erkrankte Familienmitglied mehr öffnete. 47 Prozent gaben an, dass die Beziehung durch die gemeinsamen Erfahrungen gestärkt wurde.

Nur 16 Prozent der Angehörigen wurden aktiv in die Behandlung einbezogen. Viele fühlen sich von den Behandlern nicht ausreichend informiert (41 Prozent) oder hätten sich mehr Einbindung gewünscht (39 Prozent). Dabei können Angehörige eine entscheidende Rolle spielen, sowohl bei der Bewältigung des Alltags (34 Prozent) als auch in praktischen Dingen wie der Haushaltsführung (24 Prozent).

Die Umfrage zeigt jedoch auch, dass Angehörige oft selbst psychisch belastet sind, was ihnen die Unterstützung erschwert. 42 Prozent der Befragten mit Depression gaben an, dass ihre Familie nicht helfen konnte, da diese mit eigenen psychischen Problemen kämpfte.

Die Ergebnisse stammen aus dem achten „Deutschland-Barometer Depression“, das im September 5000 Menschen befragte. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf den Auswirkungen der Erkrankung auf Familien. Gefördert wurde die Studie von der Deutsche-Bahn-Stiftung.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Depression in Familien: Ein unterschätztes Kollektivproblem
Die Ergebnisse des Deutschland-Barometers verdeutlichen, dass Depression nicht nur den Erkrankten betrifft, sondern das gesamte familiäre System. Angehörige sind oft zentrale Stützen, bleiben jedoch in der Behandlung häufig außen vor. Dies ist ein Versäumnis, das nicht nur die Genesung der Betroffenen, sondern auch die psychische Gesundheit der Angehörigen gefährdet. Die Studie betont, wie entscheidend Aufklärung und Integration der Familie in den Heilungsprozess sind – ein Ansatz, der in der psychiatrischen Versorgung verstärkt Beachtung finden sollte.

OZD-Prognose:
In den kommenden Jahren könnte ein stärkerer Fokus auf die Einbindung von Angehörigen die Behandlungserfolge verbessern. Initiativen zur Aufklärung über Depression und die Stärkung von Familienressourcen dürften zunehmen, insbesondere durch Förderungen wie die der Deutsche-Bahn-Stiftung.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Ulrich Hegerl?
Ulrich Hegerl ist Psychiater und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Er setzt sich für die Enttabuisierung von Depressionen und die Prävention von Suizid ein.

Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Was ist die Deutsche Bahn Stiftung?
Die Deutsche Bahn Stiftung unterstützt Projekte in den Bereichen Soziales, Bildung und Gesundheit. Sie fördert das Deutschland-Barometer Depression, um das Verständnis und die Akzeptanz für psychische Erkrankungen in der Gesellschaft zu stärken.

Deutsche Bahn Stiftung

Hinweise:
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Foto: AFP

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