Nach dem Absturz eines DHL-Frachtflugzeugs vor dem Flughafen der litauischen Hauptstadt Vilnius arbeiten Behörden und internationale Experten mit Hochdruck an der Klärung der Unfallursache. Die Flugschreiber, bestehend aus Flugdatenschreiber und Stimmenrekorder, wurden aus den Trümmern geborgen und werden nun ausgewertet.
Die Maschine, die aus Leipzig gestartet war, stürzte am Montag bei einer Notlandung ab. Sie rutschte hunderte Meter weit, kollidierte mit mehreren Häusern und hinterließ Verwüstungen. Ein spanisches Besatzungsmitglied kam ums Leben, drei weitere Crew-Mitglieder wurden verletzt.
Deutsche Ermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) sind gemeinsam mit litauischen Behörden und Experten aus den USA und Spanien vor Ort. Die Untersuchung der Absturzstelle soll zwei bis drei Tage dauern.
Die litauischen Behörden und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock schlossen Sabotage oder einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Allerdings betonte Litauens Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas, dass es derzeit keine Hinweise auf einen gezielten Angriff gebe.
Der Absturz wirft auch Fragen im Zusammenhang mit früheren Paketbränden auf. Anfang November wurden in Litauen mehrere Verdächtige festgenommen, die im Verdacht stehen, Brandsätze in Paketen nach Westeuropa verschickt zu haben. Deutschland war im Juli nur knapp einem Absturz entgangen, nachdem ein Frachtpaket in Leipzig am Boden in Brand geraten war.
Die Absturzuntersuchung findet vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen statt. Litauens Regierungschefin Ingrida Symonite warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.
Die Auswertung der Flugschreiber könnte entscheidende Hinweise liefern. Die Ermittlungen dauern an und könnten in den nächsten Tagen erste Ergebnisse bringen. Der Fokus liegt darauf, technische Ursachen auszuschließen oder mögliche externe Einflüsse zu identifizieren.
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OZD-Kommentar:
Absturz in Litauen: Was wir wissen und was offen bleibt
Sabotage als reale Gefahr: DHL-Absturz wirft Schatten auf die Luftsicherheit
Der Absturz der DHL-Maschine in Vilnius ist mehr als nur eine Tragödie für die betroffenen Familien und die Luftfahrtindustrie. Der Kontext, in dem dieses Ereignis stattfindet, wirft ernste Fragen zur Sicherheit in einer geopolitisch angespannten Zeit auf.
Die Möglichkeit einer Sabotage kann und darf nicht ausgeschlossen werden. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und litauische Behörden haben bereits vorsichtig angedeutet, dass externe Einflüsse eine Rolle gespielt haben könnten. Diese Zurückhaltung ist verständlich, doch sie darf nicht zu einer Verwässerung der Ermittlungen führen. Die Tatsache, dass erst vor wenigen Wochen in Litauen Verdächtige im Zusammenhang mit Paketbränden festgenommen wurden und Russland als möglicher Drahtzieher genannt wurde, wirft einen bedrohlichen Schatten über diesen Absturz.
Die Frage, ob es sich um einen gezielten Sabotageakt handelte, ist angesichts der Parallelen zu einem beinahe fatalen Vorfall in Leipzig im Juli hochrelevant. Damals entging Deutschland nur knapp einem Flugzeugabsturz, weil ein Luftfrachtpaket mit Brandsätzen glücklicherweise am Boden entzündet wurde. Zufall, dass Litauen, ein Land im Fokus russischer Hybridstrategien, jetzt Schauplatz eines solchen Absturzes ist? Es wäre naiv, diese Möglichkeit von vornherein auszuschließen.
Geopolitische Spannungen, wie sie zwischen Russland und den baltischen Staaten bestehen, erhöhen das Risiko für gezielte Angriffe auf zivile und wirtschaftliche Infrastruktur. Ein Luftfrachtunternehmen wie DHL, das in kritischen globalen Lieferketten agiert, könnte ein ideales Ziel sein, um Chaos zu stiften und Unsicherheiten zu schüren.
Die Ermittlungen müssen diesen Verdacht mit höchster Dringlichkeit prüfen. Sollte sich herausstellen, dass Sabotage im Spiel war, wäre das ein eklatanter Angriff nicht nur auf die Luftsicherheit, sondern auf die gesamte internationale Stabilität. Regierungen und Unternehmen müssen aus diesem Fall lernen und ihre Sicherheitsmaßnahmen an die neue Realität eines hybriden Krieges anpassen.
Die Luftfahrt war lange ein Symbol für Vertrauen und globale Vernetzung. Doch die Bedrohung durch gezielte Sabotageakte zeigt, wie verletzlich diese Infrastruktur ist. Der DHL-Absturz in Vilnius könnte ein Weckruf sein – sofern wir bereit sind, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Biographien und Erklärungen
Was ist die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU)?
Die
BFU ist die deutsche Behörde für die Untersuchung von Flugunfällen und
Störungen im Luftverkehr. Ihr Ziel ist es, die Sicherheit der Luftfahrt
zu verbessern.
Was ist ein Flugschreiber?
Ein
Flugschreiber besteht aus zwei Geräten: dem Flugdatenschreiber, der
technische Daten des Flugzeugs aufzeichnet, und dem Stimmenrekorder, der
Gespräche im Cockpit speichert. Diese Daten sind entscheidend für die
Untersuchung von Flugunfällen.
Wer ist Annalena Baerbock?
Annalena
Baerbock ist seit Dezember 2021 Außenministerin Deutschlands und
Mitglied der Grünen. Sie setzt sich für internationale Zusammenarbeit
und Sicherheit ein.
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