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KI in der Medizin: Hoffnung trifft auf Hilflosigkeit

Eine neue Studie zeigt: Ärzte sehen großes Potenzial in Künstlicher Intelligenz – doch viele fühlen sich schlecht vorbereitet. Zwischen Fortschrittswillen und Regelungschaos droht eine Jahrhundertchance zu scheitern.

Laut einer aktuellen Bitkom-Studie sehen 78 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte in Deutschland Künstliche Intelligenz als große Chance für die Medizin. Schon heute setzen 15 bis 18 Prozent KI in Praxen und Kliniken ein – etwa zur Bildauswertung oder Organisation. Gleichzeitig wünschen sich drei Viertel der Befragten eine strenge Regulierung. Fast ebenso viele fühlen sich für den Einsatz nicht ausreichend vorbereitet.

Deutschland diskutiert den Einsatz von KI in sensiblen Bereichen wie Bildung, Justiz – und ganz besonders im Gesundheitswesen. Während Länder wie Estland längst digitale Vorreiter sind, bewegt sich das deutsche Gesundheitssystem oft im Schneckentempo. Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA), die nun bundesweit gestartet ist, bleibt vorerst freiwillig – und auch hier herrscht große Unsicherheit.


Die Studienergebnisse spiegeln eine typische deutsche Zerrissenheit: Begeisterung für das Neue – gepaart mit Angst vor Kontrollverlust. Die Medizin steht vor einem digitalen Umbruch, doch vielen Ärzten fehlt es an Ausbildung, Infrastruktur und klaren Leitlinien. Dass fast 80 Prozent von ihnen KI als Chance begreifen, ist ein starkes Signal – das politisch endlich ernst genommen werden sollte.

Zugleich ist die Forderung nach Regulierung berechtigt. Gerade im medizinischen Bereich muss der Einsatz von KI höchsten ethischen, rechtlichen und datenschutzrechtlichen Standards genügen. Doch Regulierung darf kein Vorwand für Verhinderung werden. Wer zu lange zögert, riskiert nicht nur einen internationalen Rückstand, sondern verspielt auch Vertrauen bei Patienten und Personal.

Die elektronische Patientenakte, die helfen könnte, Diagnosen zu beschleunigen, Behandlungen sicherer zu machen und Bürokratie abzubauen, wird nur dann erfolgreich sein, wenn Ärztinnen und Ärzte sich geschult, unterstützt und gehört fühlen. Sonst bleibt auch diese digitale Revolution nur ein weiterer bürokratischer Klotz am Bein eines ohnehin überlasteten Systems.

Fazit:
KI kann Medizin retten – aber nur, wenn wir es endlich ernst meinen. Was jetzt gebraucht wird, sind praxisnahe Schulungen, digitale Infrastruktur und ein gesetzlicher Rahmen, der Innovation nicht abwürgt, sondern leitet. Die Chance ist da. Die Zeit rennt.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP