Auf der Insel Sylt sorgt ein Goldschakal für Schlagzeilen: Innerhalb weniger Tage soll er 76 Lämmer gerissen haben. Die Behörden bereiten nun eine Ausnahmegenehmigung vor, um das streng geschützte Tier abzuschießen – zum Schutz der Deichschäferei und der Küstenvögel. Dieser Schritt wirft Fragen auf.
Zweifellos ist der Schaden für die Schafhalter enorm. Die Deichschäferei erfüllt eine wichtige Funktion im Küstenschutz. Doch darf man deshalb ein Tier töten, das unter strengem europäischem und nationalem Schutz steht? Der Goldschakal ist nicht illegal auf die Insel gelangt, sondern folgt einem natürlichen Ausbreitungsmuster, das auch vom Klimawandel begünstigt wird. Seine Anwesenheit mag überraschend sein, aber sie ist kein „Fehler der Natur“.
Statt zur Flinte zu greifen, braucht es klügere Lösungen: Herdenschutzmaßnahmen, gezielte Vergrämung oder sogar ein kontrolliertes Einfangen wären Möglichkeiten. Der Umgang mit neuen Wildtieren verlangt eine langfristige Strategie, nicht kurzfristige Reaktionen. Gerade weil der Goldschakal gesetzlich geschützt ist, sollte der Ausnahmefall auch wirklich eine Ausnahme bleiben – und nicht zur Gewohnheit werden.
Wenn wir unsere Schutzgesetze ernst nehmen, müssen wir lernen, mit neuen Wildtieren zu leben – nicht sie bei erster Gelegenheit wieder loswerden zu wollen. Das gilt für Wölfe, Luchse und eben auch Goldschakale. Naturschutz bedeutet eben manchmal auch, unbequeme Veränderungen zu akzeptieren.
OZD
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Bild: AFP