Die Gefahr von Cyberattacken wird von deutschen Unternehmen aktuell als so hoch eingeschätzt wie noch nie zuvor. Das geht aus einer am Donnerstag in Stuttgart vorgestellten Umfrage des Beratungsunternehmens EY hervor. Demnach sehen 69 Prozent der IT-Führungskräfte eine „eher hohe“ oder „sehr hohe“ Gefahr digitaler Angriffe auf ihre Unternehmen. Nahezu alle Befragten (99 Prozent) erwarten, dass die Zahl der Angriffe in Zukunft weiter steigen wird.
Die Befragung – sie findet alle zwei Jahre statt – bestätigt damit den bereits hohen Sorgenstand von 2023, zeigt jedoch, dass sich das Sicherheitsgefühl kaum verbessert hat. Besonders betroffen fühlen sich Branchen wie Technologie, Medien, Telekommunikation, Energie, Gesundheitswesen sowie Bau und Immobilien.
Auffällig ist die Kluft zwischen Großunternehmen und kleinen Firmen: In Unternehmen mit einem Jahresumsatz über 50 Millionen Euro sind es 74 Prozent der IT-Führungskräfte, die eine hohe Bedrohungslage wahrnehmen, bei kleineren Firmen unter zehn Millionen Euro Umsatz sind es immerhin 59 Prozent. Ein Großteil der Befragten (71 Prozent) beobachtet eine Zunahme der Cyberbedrohungen in den vergangenen zwei Jahren.
Als besonders potenzielle Angriffsherkunft nennen die Unternehmen Russland (76 Prozent) und China (62 Prozent). Damit steigen diese Werte gegenüber der letzten Erhebung leicht an.
Kommentar:
Die Zahlen aus der aktuellen EY-Umfrage sind alarmierend. Sie zeigen nicht nur ein konstant hohes Bedrohungsgefühl – sie unterstreichen auch die zunehmende Ohnmacht, mit der viele Unternehmen dem digitalen Risiko gegenüberstehen. Dass fast jedes dritte Unternehmen bereits KI-basierte Sicherheitssysteme nutzt, zeigt einerseits den technologischen Fortschritt, andererseits birgt dieser neue Weg auch neue Gefahren: Über ein Drittel der Firmen fürchtet, dass auch KI selbst ein Einfallstor für Angreifer werden könnte.
Cyberangriffe sind längst keine abstrakte Gefahr mehr, sondern ein konkretes Geschäftsrisiko – mit realen finanziellen und strukturellen Folgen. Gerade für kleinere Unternehmen, die oft nicht über die notwendigen Ressourcen verfügen, wird das zur existenziellen Herausforderung. Die Politik wie auch die Wirtschaft stehen vor der Aufgabe, nicht nur in Technik, sondern auch in Aufklärung, Schulung und gemeinsame Schutzmechanismen zu investieren. Vertrauen in KI darf nicht blind, sondern muss kritisch begleitet sein.
OZD
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Bild: AFP