... umstrukturiert und personell gestärkt werden. Doch Zweifel an der Umsetzbarkeit und am bisherigen Ansatz bleiben bestehen – und werfen grundlegende Fragen auf.
Mit den neuen Zusagen an die NATO betritt Deutschland sicherheitspolitisches Neuland – zumindest in der Intensität. Die Zeitenwende, 2022 von Kanzler Olaf Scholz ausgerufen, bekommt nun konkretere Konturen. Doch was sich nun abzeichnet, ist kein geordneter Strukturwandel, sondern ein Wettlauf gegen die Zeit: Material, Personal, Infrastruktur – in fast allen Bereichen besteht akuter Nachholbedarf.
André Wüstners Wortwahl ist bewusst drastisch. Wenn selbst der Bundeswehrverband von einer „brutalen Herausforderung“ spricht, unterstreicht das den Ernst der Lage. Das eigentliche Ziel – kampffähige Streitkräfte bis 2029 – klingt ambitioniert, beinahe utopisch. Denn selbst gut gemeinte Reformen brauchen Zeit, politische Stabilität, verlässliche Finanzierung und gesellschaftliche Akzeptanz.
Dass der Verbandspräsident Zweifel am freiwilligen Modell äußert, deutet auf eine tiefere Debatte hin: Reichen Anreize und Appelle, um junge Menschen in die Truppe zu bringen? Oder steuert Deutschland auf eine neue Form der Dienstpflicht zu?
Zudem macht die Forderung nach neuen Kasernen und Rückholung alter Standorte deutlich: Die Aufrüstung wird nicht nur Milliarden kosten, sondern auch das Verhältnis von Militär und Zivilgesellschaft neu definieren – etwa in Regionen, wo Kasernen längst verschwunden sind.
Fest steht: Die Aufrüstung der Bundeswehr wird kein rein technischer Akt. Sie wird zur gesellschaftlichen und politischen Bewährungsprobe – und möglicherweise zum Scheideweg für Deutschlands Rolle in der globalen Sicherheitsarchitektur.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP