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122 Millionen Menschen auf der Flucht – eine Welt aus den Fugen

Die neue UNHCR-Statistik offenbart eine erschütternde Realität: Nie waren mehr Menschen weltweit auf der Flucht. Die Zahlen steigen seit Jahren – und die globale Hilfsbereitschaft sinkt. Das ist nicht nur ein humanitäres Versagen, sondern ein geopolitisches.

Kommentar:

Ein Rückgang, der keiner ist.
Auf den ersten Blick klingt es nach einer guten Nachricht: Die Zahl der gewaltsam Vertriebenen ist 2025 leicht auf 122,1 Millionen Menschen gesunken. Doch der Schein trügt – der Rückgang beruht vor allem auf einem einzigen Ereignis: der Rückkehr vieler Syrer nach dem politischen Umbruch in ihrem Land. Ein Einzelfall, kein Trend.

Sudan – ein blinder Fleck der Weltöffentlichkeit.
Mit 14,3 Millionen Betroffenen hat der Sudan Syrien als größtes Vertreibungsland überholt. Und dennoch: Der Konflikt dort wird international kaum wahrgenommen. Was fehlt, ist nicht Information – sondern Aufmerksamkeit und Verantwortung. Die geopolitische Vernachlässigung ganzer Weltregionen ist Teil des Problems.

Doppelte Last – doppelte Ignoranz.
Während die Zahl der Vertriebenen weltweit auf Rekordhöhe bleibt, wird gleichzeitig beim UNHCR drastisch gekürzt. Dieselben Staaten, die militärisch in Krisenregionen intervenieren oder wirtschaftlich profitieren, ziehen sich aus der humanitären Pflicht zurück. Der UNHCR operiert mit denselben Mitteln wie vor zehn Jahren – bei doppeltem Bedarf.

Arme Länder tragen die Hauptlast.
Ein bitterer Befund: 73 Prozent aller Flüchtlinge leben in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen. Fast jeder vierte sogar in den ärmsten Staaten der Welt. Wohlhabende Länder hingegen diskutieren über "Obergrenzen", "Abschreckung" und "Grenzschutz". Diese globale Schieflage ist nicht nur ungerecht – sie ist auf Dauer auch gefährlich.

Deutschland: Weniger Anträge – kein Grund zur Selbstzufriedenheit.
Zwar gingen die Asylanträge 2024 in Deutschland um über 30 Prozent zurück. Doch das ändert nichts daran, dass Fluchtursachen fortbestehen – und humanitäre Verpflichtungen nicht verschwinden. Die Zahlen sind keine Erfolgsmeldung, sondern eine Momentaufnahme politischer Abschottungstendenzen in Europa.

Flucht ist keine Wahl – sie ist Folge.
Menschen fliehen nicht aus freien Stücken, sondern weil sie keine Alternative haben: Krieg, Unterdrückung, Klimawandel, Armut. Wer Flucht bekämpfen will, muss diese Ursachen bekämpfen – nicht die Flüchtenden.

Fazit:
Die neuen UNHCR-Zahlen zeigen: Die Welt ist instabiler denn je – und zu viele Staaten schauen weg. Humanitäre Hilfe ist kein Akt der Gnade, sondern eine globale Pflicht. Die Zahl der Vertriebenen wird nicht sinken, solange Ursachen nicht konsequent bekämpft und Schutzsuchende nicht solidarisch aufgenommen werden. Das Jahr 2025 verlangt mehr als Statistiken – es verlangt Haltung.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP