Israels neuer Außenminister Gideon Saar macht keinen Hehl aus seiner tiefen Skepsis gegenüber den laufenden diplomatischen Initiativen zur Entschärfung des Krieges mit dem Iran. In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung bezeichnete der 57-Jährige die Gespräche mit Teheran als „wenig erfolgversprechend“. Alle bisherigen diplomatischen Bemühungen seien gescheitert, sagte Saar – und bekräftigte seine Haltung mit einer scharfen Analyse: „Die Iraner nutzen Gespräche, um zu täuschen, Zeit zu gewinnen und Fortschritte zu machen.“
Während in Genf unter Hochdruck an einer diplomatischen Lösung gearbeitet wird, stellt Israels Spitzendiplomat die gesamte Logik dieser Gespräche infrage. Der Iran, so Saar, sei nicht bereit, auf die internationalen Bedenken einzugehen – geschweige denn, sein Atomprogramm aufzugeben. Auch eine Kooperationsbereitschaft mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vermisst der Außenminister vollständig: „Die Inspektion funktioniert derzeit nicht.“
Saar kritisiert, dass es bisher keinerlei belastbares Angebot von Teheran gegeben habe. Gleichzeitig stellte er klar, dass Israel seine Verbündeten wie Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot und Deutschlands Johann Wadephul über seine Sicht der Dinge informiere. Gespräche mit beiden seien geplant oder bereits geführt worden.
Unterstützung bekommt Saar aus dem diplomatischen Korps in Genf: Israels UN-Botschafter Daniel Meron forderte die europäischen Minister auf, „eine harte Haltung“ gegenüber dem Iran einzunehmen. Ein Rückbau des Atomprogramms, die Vernichtung ballistischer Raketen und das Ende jeglicher Unterstützung für terroristische Gruppen seien Voraussetzungen für eine glaubwürdige Einigung.
Vor dem Hintergrund der seit einer Woche anhaltenden gegenseitigen Militärschläge zwischen Israel und dem Iran wirft Saar Teheran vor, mit dem Westen ein gefährliches Spiel zu treiben – und sich dabei hinter einer diplomatischen Fassade zu verstecken.
OZD
OZD-Kommentar
Gideon Saar spricht aus, was viele in Israel denken – aber kaum einer so
offen formuliert: Der Glaube an die Diplomatie mit dem Iran ist in Tel
Aviv praktisch tot. Seine Worte sind ein Frontalangriff auf europäische
Hoffnungen, mit Gesprächsangeboten eine Lösung zu erzwingen. Saar stellt
klar, dass der Iran nicht nur als Bedrohung, sondern als Meister der
Täuschung gesehen wird. Und darin liegt die bittere Wahrheit: Diplomatie
funktioniert nur, wenn beide Seiten an einer Lösung interessiert sind.
Wer aber wie Teheran systematisch gegen die IAEA arbeitet, Uran weiter
anreichert und parallel mit Raketen gegen Israel feuert, führt das Wort
„Verhandlung“ ad absurdum. Die EU spielt auf Zeit – doch die Uhr tickt
in Richtung Eskalation.
OZD-Analyse
1. Gideon Saars Haltung zur Diplomatie mit dem Iran
a) Grundsätzliche Ablehnung diplomatischer Gespräche –
– Erfahrungen mit Täuschung und Hinhaltetaktik
– Kein Vertrauen in Verhandlungsbereitschaft Teherans
b) Kritik an fehlender Kooperation –
– Iran arbeitet laut Saar nicht mit IAEA zusammen
– Keine glaubhaften Angebote zur Einschränkung des Atomprogramms
2. Kontext: Der diplomatische Vorstoß in Genf
a) Zielsetzung der Genfer Gespräche –
– Rückkehr zu einem Verhandlungsrahmen
– Entschärfung des Israel-Iran-Konflikts
b) Saars Einfluss auf EU-Akteure –
– Gespräche mit Barrot (FR) und Wadephul (DEU)
– Israels Forderung nach härterer europäischer Linie
3. Israels strategische Position gegenüber dem Iran
a) Atomprogramm als existenzielle Bedrohung –
– Israels Position: vollständiger Rückbau erforderlich
– Misstrauen gegenüber iranischen Absichtserklärungen
b) Unterstützung vom israelischen UN-Diplomaten Meron –
– Forderung nach Zerstörung iranischer Raketen
– Ende der Finanzierung „terroristischer Gruppen“
Wer ist Gideon Saar?
Wer ist Gideon Saar?
Gideon Saar ist seit Juni 2025 Israels Außenminister. Der konservative
Politiker war zuvor Justizminister und gilt als Hardliner in
Sicherheitsfragen. Saar war lange in der Likud-Partei aktiv, bevor er
eine eigene Bewegung gründete. Seit Jahren warnt er vor dem iranischen
Atomprogramm und plädiert für eine harte Linie gegenüber Teheran. Er
steht Premierminister Benjamin Netanjahu nahe, gehört aber zu dessen
kritischen Unterstützern.
Was ist die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA)?
Was ist die IAEA?
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ist eine UN-nahe
Organisation mit Sitz in Wien. Sie überwacht weltweit zivile
Nuklearprogramme und kontrolliert, ob Länder ihr Atomprogramm
ausschließlich friedlich nutzen. Besonders im Fokus steht dabei der
Iran. Die IAEA spielt eine Schlüsselrolle bei der Überwachung der im
Atomabkommen festgelegten Verpflichtungen – etwa bei der
Urananreicherung und der Inspektion von Atomanlagen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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