Der Einsatz der USA gegen iranische Atomanlagen mit B-2-Bombern und bunkerbrechenden Bomben markiert einen neuen, äußerst gefährlichen Wendepunkt im Nahostkonflikt. „Midnight Hammer“ war nicht nur ein militärisch-technisches Meisterstück, sondern vor allem eine geopolitische Zäsur. Die USA haben sich mit diesem massiven Luftschlag offen in den Iran-Israel-Krieg eingeschaltet.
Objektiv betrachtet zeigt sich ein beunruhigendes Bild: Die gezielte Bombardierung der tief verbunkerten Nuklearanlagen Fordo, Natans und Isfahan wurde zwar von US-Seite als „spektakulärer Erfolg“ bezeichnet – die politische Wirkung könnte jedoch verheerend sein. Während das Pentagon die militärische Präzision feiert, bricht auf diplomatischer Ebene das Vertrauen endgültig zusammen. Iran sieht sich offen angegriffen, spricht von legitimer Selbstverteidigung und beginnt mit Vergeltung. Der Konflikt ist damit offiziell überregional geworden.
Zukunftsorientiert stehen nun alle Zeichen auf Eskalation – aber nicht zwangsläufig auf Krieg ohne Ausweg. Die internationale Reaktion, von der UN bis zur EU, zeigt: Es gibt noch Akteure, die bereit sind, eine Rückkehr zum Verhandlungstisch zu ermöglichen. Dass Russland und China zu Vermittlern werden könnten, ist nicht nur möglich, sondern jetzt notwendig. Der Besuch des iranischen Außenministers bei Wladimir Putin zeigt, wo die geopolitischen Karten neu gemischt werden.
Deeskalierend muss gehandelt werden – und zwar sofort. Der Einsatz modernster Waffen darf nicht zur Normalität werden, wenn politische Kanäle noch offenstehen. Eine weitere Eskalation, etwa durch iranische Angriffe auf US-Stützpunkte oder israelisches Territorium, könnte eine Kettenreaktion in Gang setzen, die nicht mehr aufzuhalten ist. Alle Seiten – besonders die USA und Iran – müssen nun erkennen, dass militärische Dominanz keine Sicherheitsgarantie darstellt, sondern die Spirale der Gewalt weiter antreibt.
Der internationale Druck auf Washington, Teheran und auch Jerusalem muss nun mit klarer Zielsetzung erfolgen: Waffenstillstand, Rückkehr zur Diplomatie, transparente Gespräche unter Einbindung aller betroffenen Akteure. Die Rhetorik des „letzten Warnschusses“ darf nicht zum Deckmantel für grenzenlose Eskalation werden. Noch ist Zeit – aber sie läuft ab.
OZD
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