... gegen Unternehmen aus Deutschland, Taiwan und anderen Ländern: Sie sollen Russland trotz Sanktionen mit kriegswichtigen Gütern beliefern.
Die Eskalation des Ukraine-Krieges erreicht eine neue Stufe – mit strategischen wie moralischen Implikationen. Die Ankündigung des ukrainischen Armeechefs Oleksandr Syrskyj, Angriffe auf russisches Territorium nicht nur fortzusetzen, sondern auszuweiten, ist mehr als eine militärische Entscheidung. Sie ist ein politisches Signal: Kiew will zeigen, dass es nicht länger nur reagiert, sondern in der Lage ist, selbst die Initiative zu ergreifen – auch auf russischem Boden.
Solche Offensivaktionen mögen aus ukrainischer Perspektive logisch erscheinen, besonders nach monatelangem Druck und angesichts russischer Geländegewinne. Doch sie bergen Risiken: strategisch durch mögliche Eskalationen mit Russland, diplomatisch durch Spannungen mit westlichen Partnern, die Angriffe außerhalb des eigenen Staatsgebiets kritisch sehen könnten.
Besonders brisant wird die Lage durch die parallelen Aussagen von Präsident Wolodymyr Selenskyj, dem zufolge Unternehmen aus 26 Ländern – darunter Deutschland, Tschechien, Taiwan, Südkorea und Japan – weiterhin Zulieferungen an den russischen Rüstungssektor leisten. Sollte sich das bewahrheiten, stellt dies nicht nur einen eklatanten Verstoß gegen die Sanktionen dar, sondern untergräbt auch die Glaubwürdigkeit des Westens, der sich zur Verteidigung der Ukraine bekannt hat.
Die Tatsache, dass Deutschland unter den namentlich genannten Ländern auftaucht, ist für Berlin politisch hochsensibel. Sollte sich bewahrheiten, dass deutsche Firmen – wissentlich oder nicht – an der russischen Kriegsmaschinerie mitwirken, drohen innenpolitische Konsequenzen und internationale Reputationsverluste. Dass das Bundeswirtschaftsministerium bislang nicht reagierte, könnte auf die Brisanz der Lage hindeuten.
Während die Ukraine betont, nur militärische Ziele anzugreifen und keine Zivilbevölkerung zu gefährden, bleibt das Eskalationspotenzial enorm. Moskaus mögliche Reaktion auf Angriffe weit im eigenen Hinterland ist schwer kalkulierbar – besonders angesichts der zunehmenden russischen Offensiven in der Region Sumy und neuer Geländegewinne in Charkiw.
Selenskyjs Forderung nach zusätzlichen Sanktionen ist daher doppelt zu verstehen: als Appell an die Prinzipientreue des Westens – und als Warnung, dass jeder Verstoß gegen die Sanktionsfront letztlich ukrainisches Blut kosten könnte.
OZD
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