Ein bedeutender Wechsel an der Spitze des Beamtenbundes: Volker Geyer, bislang Vizevorsitzender, wurde am Montag in Berlin zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Der 59-Jährige erhielt in der Abstimmung des höchsten Gremiums des Dachverbands 138 von 139 Stimmen – bei nur einer Enthaltung. Die Wahl wurde notwendig, nachdem der bisherige Vorsitzende Ulrich Silberbach aus gesundheitlichen Gründen seinen Rückzug erklärt hatte.
Geyer würdigte die Arbeit seines Vorgängers mit klaren Worten: "Ulrich Silberbach hat den Beamtenbund in schwierigen Zeiten zusammengehalten und sich enorme Verdienste erworben." Silberbach, der den Verband seit 2017 als Bundesvorsitzender geführt hatte, war insgesamt über zwei Jahrzehnte in verschiedenen Funktionen innerhalb des Beamtenbundes aktiv.
Mit mehr als 1,3 Millionen Mitgliedern ist der Beamtenbund eine der bedeutendsten Interessenvertretungen für Beamtinnen und Beamte sowie Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst und im privaten Dienstleistungssektor. Ihm gehören derzeit 41 Einzelgewerkschaften an. Geyer übernimmt den Vorsitz in einer Phase, in der es um grundlegende Weichenstellungen für Arbeitsbedingungen im öffentlichen Sektor geht – von der Digitalisierung bis zur Nachwuchsförderung.
OZD-Kommentar:
Der reibungslose Übergang an der Spitze des Beamtenbundes täuscht nicht
über die Herausforderungen hinweg, vor denen die Organisation steht. Der
Rückzug Silberbachs ist ein Signal dafür, wie belastend
gewerkschaftliche Spitzenpolitik geworden ist – inmitten wachsender
Anforderungen an den öffentlichen Dienst, chronischer Unterfinanzierung
und politischem Reformdruck. Volker Geyer mag mit einer beeindruckenden
Mehrheit ins Amt gewählt worden sein, doch die wirklichen Prüfungen
stehen ihm erst bevor: Wird er es schaffen, den Beamtenbund gegenüber
einer sich rasch verändernden Arbeitswelt zu modernisieren, ohne die
Interessen der Mitglieder zu verwässern? Oder wird seine Amtszeit von
Verwaltungsroutine und interner Einigungspolitik geprägt sein?
Wer ist Volker Geyer?
Volker Geyer ist seit
Jahrzehnten in der Gewerkschaftsarbeit aktiv und war lange Zeit
Vizechef des Beamtenbundes. Als enger Vertrauter von Ulrich Silberbach
kennt er die inneren Strukturen des Dachverbands bestens. Der 59-Jährige
steht für Kontinuität, gilt aber auch als pragmatischer Reformer, der
sich für mehr Effizienz und Mitgliederbeteiligung einsetzen will. Seine
Wahl zum neuen Bundesvorsitzenden erfolgte mit überwältigender
Zustimmung – ein Vertrauensvotum in turbulenten Zeiten.
Was ist der Beamtenbund?
Der Deutsche Beamtenbund (dbb)
ist ein gewerkschaftlicher Dachverband mit mehr als 1,3 Millionen
Mitgliedern. Er vertritt die Interessen von Beamtinnen, Beamten und
Tarifbeschäftigten in Bund, Ländern und Kommunen sowie in privatisierten
Bereichen wie Post oder Bahn. Der Beamtenbund führt Tarifverhandlungen,
nimmt Einfluss auf Gesetzgebung und versteht sich als Garant für einen
funktionierenden öffentlichen Dienst in Deutschland.
OZD-Analyse
1. Hintergründe der Neuwahl:
– Rücktritt von Ulrich Silberbach wegen gesundheitlicher Gründe
– Über 20 Jahre aktive Mitgliedschaft, seit 2017 Bundesvorsitzender
– Übergabe an Volker Geyer als erfahrenen Vizechef
2. Bedeutung des Beamtenbundes:
a) Über 1,3 Millionen Mitglieder – große Relevanz im öffentlichen Sektor
b) Dachverband mit 41 Einzelgewerkschaften
c) Einfluss auf Tarifverhandlungen, Arbeitszeitregelungen, Digitalisierung und Beamtengesetze
3. Herausforderungen für Geyer:
– Nachwuchsgewinnung und Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst
– Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung
– Stärkung der Tarifbindung in privatwirtschaftlich organisierten Dienstleistungsbereichen
– Umgang mit wachsender politischer Polarisierung und Reformdruck
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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