Nach den schweren US-Luftschlägen auf Irans Atomanlagen hat Teheran mit massiven Raketenangriffen auf US-Militärbasen in Katar und dem Irak reagiert. Der Militäreinsatz trage den martialischen Namen „Verheißung des Sieges“, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Montag berichtete. Im Fokus des Angriffs: der US-Stützpunkt Al-Udeid bei Doha, die wichtigste US-Basis im Nahen Osten. Katars Verteidigungsministerium bestätigte den Angriff, meldete aber, dass die Luftabwehr die Geschosse abgefangen habe. Schäden oder Verletzte gab es demnach nicht. Aus dem Irak lagen zunächst keine offiziellen Angaben zu möglichen Einschlägen vor.
Al-Udeid beherbergt nicht nur das Kommandozentrum Centcom, sondern auch Spezialeinheiten der US-Streitkräfte. Die Warnsysteme hatten offenbar funktioniert: Soldaten wurden rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte Angriffe mit Kurz- und Mittelstreckenraketen. Präsident Donald Trump berief Verteidigungsminister Pete Hegseth und Militärberater umgehend zu einer Lagebesprechung ins Weiße Haus.
Katar reagierte scharf. Ein Sprecher des Außenministeriums sprach von einer "schamlosen Verletzung der Souveränität" und kündigte Vergeltung an. Der iranische Sicherheitsrat wiederum erklärte, der Angriff sei „nicht gegen Katar gerichtet“, sondern gelte ausschließlich den amerikanischen Truppen. In Doha und der angrenzenden Stadt Lusail waren Explosionen zu hören, das staatliche iranische Fernsehen bezeichnete den Angriff als „heftige Antwort“ auf die „US-Aggression“.
International sorgte der Angriff für heftige Reaktionen. Bahrain und Kuwait schlossen vorübergehend ihren Luftraum, Saudi-Arabien sprach von einem „unvertretbaren Angriff“ und sicherte Katar volle Unterstützung zu. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte vor einer „Spirale des Chaos“ und forderte alle Parteien zu „äußerster Zurückhaltung“ auf.
Auch an den Finanzmärkten löste der Raketenangriff Turbulenzen aus. Die Ölpreise fielen deutlich: Der US-Rohölpreis WTI sackte um 6,51 % ab, Brent verlor 6,41 %. Beobachter führen die Entwicklung auf die Sorge vor einer unkontrollierten Eskalation im Golfraum zurück.
Derweil bereiten sich internationale Konzerne im Irak auf weitere Angriffe vor. BP und TotalEnergies evakuierten ausländisches Personal aus dem Süden des Landes. Die staatliche Basra Oil Company bestätigte entsprechende Maßnahmen wegen der angespannten Sicherheitslage.
Israel hatte am 13. Juni mit einem beispiellosen Großangriff auf den Iran begonnen. Ziel: die Zerstörung des Atomprogramms. Im Gegenzug startete Teheran Raketen- und Drohnenangriffe auf israelisches Gebiet. Die USA hatten sich am Wochenende in den Krieg eingeschaltet und iranische Atomanlagen mit bunkerbrechenden Bomben angegriffen. ozd
OZD-Kommentar
Die Fronten sind verhärtet, der Krieg kennt keine Grenzen mehr. Was als gezielte militärische Operation begann, entwickelt sich zu einem Flächenbrand. Der Angriff auf US-Stützpunkte in Katar ist mehr als ein symbolischer Vergeltungsschlag – er ist eine klare Ansage Teherans an Washington und den Westen. Die diplomatischen Schutzmauern sind eingestürzt, es regiert die Eskalation. Wer glaubt, dieser Krieg werde sich begrenzen lassen, unterschätzt die Dynamik des Konflikts. Die USA stehen nun endgültig mit einem Bein im offenen Krieg gegen den Iran, ein Rückweg erscheint kaum möglich. Und der Ölpreis ist nur das erste globale Opfer einer Katastrophe, die sich längst entfesselt hat.
OZD-Analyse
1. Der Angriff auf Al-Udeid – ein Wendepunkt im Krieg
– Der Stützpunkt Al-Udeid gilt als Nervenzentrum der US-Militärstrategie in der Region.
– Ein direkter Angriff auf diese Basis markiert eine neue Stufe in der Eskalationsspirale.
– Katar wird gezwungen, seine Position im geopolitischen Konflikt zu überdenken.
2. Die Rolle Katars – zwischen Freundschaft und Bedrohung
– Katar pflegt wirtschaftliche Beziehungen zum Iran, steht aber militärisch klar an der Seite der USA.
– Die iranische Erklärung, Katar sei „nicht das Ziel“, zeigt, wie heikel die Balance ist.
– Eine Destabilisierung Katars hätte dramatische Folgen für die gesamte Golfregion.
3. Internationale Reaktionen – eine Region im Schockzustand
a) Politisch:
– Frankreichs Mahnung zeigt die Ohnmacht Europas in diesem Konflikt.
– Die arabischen Golfstaaten solidarisieren sich mit Katar – ein Zeichen wachsender Angst.
b) Militärisch:
– Der israelische Armeesprecher rückt den Iran erneut in die Nähe eines Terrorstaates.
– Die USA stehen nun unter innenpolitischem Druck, ihre Reaktion zu verschärfen.
c) Wirtschaftlich:
– Die Ölpreise reagieren panisch auf die Angriffe – Unsicherheit dominiert die Märkte.
– Internationale Firmen im Irak ziehen sich zurück – ein Alarmsignal für die Region.
4. Die globale Dimension – Iran gegen den Westen
– Mit dem Raketenangriff auf Katar greift der Iran faktisch die NATO-Logistik im Nahen Osten an.
– Die iranische Strategie scheint klar: Eskalation, bis eine Verhandlung auf Augenhöhe erzwungen wird.
– Doch die USA und Israel setzen auf maximale Abschreckung – das birgt immenses Eskalationspotenzial.
Was ist der US-Stützpunkt Al-Udeid?
Al-Udeid ist ein Luftwaffenstützpunkt nahe Doha, Katar, der als das wichtigste militärische Zentrum der USA im Nahen Osten gilt. Er beherbergt das Hauptquartier des US Central Command (Centcom) für die Region sowie zahlreiche Flugstaffeln und Spezialeinheiten. Al-Udeid ist essenziell für die Koordination von Operationen in Afghanistan, dem Irak und nun auch gegen den Iran. Seine strategische Bedeutung macht ihn zu einem potenziellen Ziel in jedem regionalen Konflikt.
Was sind die GBU-57-Bomben?
Die GBU-57 „Massive Ordnance Penetrator“ ist die stärkste bunkerbrechende konventionelle Bombe der US-Streitkräfte. Sie wiegt über 13 Tonnen und ist speziell dafür konzipiert, tief unterirdische Anlagen zu zerstören – etwa das iranische Atomzentrum Fordo. Ihr Einsatz signalisiert eine militärische Entschlossenheit der USA, das iranische Atomprogramm notfalls mit Gewalt zu beenden.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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