Kommentar und Analyse:
Der sogenannte Sommermärchen-Skandal endet vor dem Landgericht Frankfurt mit einem Urteil, das eher nach einem sanften Klaps auf die Finger wirkt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) muss lediglich 130.000 Euro Strafe zahlen – weniger als die Hälfte der ursprünglich geforderten Summe. Angesichts des Vorwurfs der vorsätzlichen Steuerhinterziehung in Höhe von 2,7 Millionen Euro erscheint dieses Strafmaß erstaunlich milde.
Noch brisanter ist der Hintergrund: Das Gericht geht davon aus, dass 6,7 Millionen Euro, die fälschlich als Kosten für eine nie stattgefundene WM-Gala deklariert wurden, in Wahrheit Schmiergeldzahlungen an die FIFA-Finanzkommission waren. Ziel: Die Sicherung eines 170-Millionen-Euro-Zuschusses vom Weltverband FIFA zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
Der zentrale Vorwurf: Ehemalige DFB-Spitzenfunktionäre sollen über Jahre hinweg ein korrumpiertes System gedeckt haben. Dennoch wurde gegen Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt kein Strafurteil gefällt – ihre Verfahren wurden gegen vergleichsweise geringe Geldauflagen eingestellt. Es entsteht der Eindruck, als blieben Verantwortliche in Machtpositionen im Fußball letztlich ungeschoren.
Die Entscheidung wirft grundsätzliche Fragen auf: Was bedeutet Verantwortung im deutschen Sport? Ist Steuergeldmissbrauch ein Kavaliersdelikt, solange es um den Fußball geht? Die öffentliche Glaubwürdigkeit des DFB, ohnehin seit Jahren beschädigt, wird durch dieses Urteil kaum gestärkt.
Ein „Sommermärchen“ war es einst für die Fans – nun ist es eher ein dunkles Kapitel deutscher Sportgeschichte. Die Aufarbeitung wirkt halbherzig und könnte letztlich vor allem eines fördern: die Wiederholung solcher Machenschaften hinter den Kulissen.
OZD
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Bild: SID