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Trumps Zoll-Drohung gegen Kanada: Digitalsteuer als neues Pulverfass (Kommentar)

Aus Protest gegen Kanadas Digitalsteuer stoppt Trump die Handelsgespräche und kündigt binnen einer Woche neue Zölle an. Die Spirale des Handelskriegs dreht sich weiter.

Donald Trump hat erneut den roten Knopf gedrückt: Weil Kanada seine bereits 2024 eingeführte Digitalsteuer nun kassiert, friert der US-Präsident sämtliche Handelsgespräche ein – begleitet von der Ankündigung „harte Zölle“ nachzuschieben. Damit droht der nächste Akt im trans­atlantischen Handelskrieg.

Die Argumentation, amerikanische Tech‑Unternehmen würden „angegriffen“, blendet Wesentliches aus. Digitale Profite bleiben bislang in vielen Märkten unterbesteuert. Dass die USA hier reflexhaft mit Strafmaßnahmen reagieren, zeigt ein altbekanntes Muster: Wirtschaftspolitik als innenpolitisches Spektakel, in dem Partnerländer zum Sündenbock gestempelt werden.

Trump hatte seine Tariftour bereits im April gestartet – hohe Aufschläge, dann ein 90‑Tage‑Window für Verhandlungen. Jetzt serviert er Ottawa die erste Eskalationsstufe. Die Botschaft: Wer amerikanische Digitalkonzerne belastet, zahlt an der Zollschranke.

Damit setzt Washington nicht nur die kanadisch‑amerikanische Lieferkette unter Stress; es sendet auch ein Signal an Brüssel, das seinerseits eine EU‑weite Digitalsteuer prüft. Die Folge: Investitionsunsicherheit, Währungsschwankungen und erneut Turbulenzen an den Aktienmärkten.

Trumps Taktik mag kurzfristig Schlagzeilen bringen – langfristig erodiert sie Vertrauen. Handel ist keine Reality‑Show. Wenn jede Steuerpolitik zur „unerhörten Attacke“ hochgejazzt wird, verlieren alle: Verbraucher, Unternehmen und letztlich die Glaubwürdigkeit der USA als verlässlicher Partner.

Analyse:

Machtpolitik statt Verhandlung: Trumps Abbruch der Gespräche verwandelt fiskalischen Streit in geopolitisches Tauziehen.

Timing: Die Frist für Kanada endet bereits am 8. Juli – Ottawa steht unter enormem Druck, ohne echten Verhandlungskanal.

Marktrisiko: Börsen reagieren empfindlich; Tech‑Aktien könnten erneut als Spielball einer Zollpolitik herhalten, die Wechselkurse und Lieferketten destabilisiert.

Signalwirkung: Die EU wird Trumps Vorgehen genau beobachten. Sollte Brüssel seine Digitalsteuer dennoch durchziehen, könnte ein transatlantischer Zollregen folgen.

Langfristige Folgen: Wiederholte Drohgebärden erschweren es künftigen US‑Regierungen, genuin kooperative Handelsformate aufzubauen.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP