Es war das nächste bittere Kapitel in der EM-Historie der französischen Fußballerinnen: Nach 120 Minuten Überzahl, dem Führungstreffer und einem Elfmeterdrama zerbrach Les Bleues zum sechsten Mal bei einem großen Turnier an Deutschland. Der Traum vom Titel war erneut zu Ende – und diesmal auf besonders brutale Weise. 5:6 im Elfmeterschießen, nachdem man alles in der Hand hatte. Entsprechend groß war der Schmerz.
Trainer Laurent Bonadei sprach nach dem Viertelfinal-Aus in Basel von „Enttäuschung und Traurigkeit für die Mädchen, die alles gegeben haben“. Und doch: „Ich dachte, wir hätten das Schlimmste hinter uns, als wir das 1:0 machten.“ Doch was dann kam, war deutscher Trotz in seiner reinsten Form – und französische Ratlosigkeit.
Denn obwohl das deutsche Team ab der 14. Minute – nach der roten Karte gegen Hendrich – in Unterzahl war, kam Frankreich nicht entscheidend durch. Die DFB-Frauen verteidigten kompakt, blockten die Räume und zwangen das Offensivspiel der Französinnen immer wieder in die Sackgasse. „Sie haben keine Räume gelassen“, erkannte Bonadei an.
Verteidigerin Sakina Karchaoui war dagegen fassungslos: „Sie waren zu zehnt, wir hätten das Spiel töten müssen. Es ist ungerecht!“ Noch härter fiel das Urteil von Selma Bacha aus: „Sie haben nichts angeboten. Ich bin eine schlechte Verliererin, aber das ist nicht einmal verdient.“
Frankreichs Medien reagierten ähnlich niedergeschlagen. Die Sportzeitung L'Équipe sprach vom „Fluch, der weitergeht“. Le Figaro vom „grausamen Ende eines Traums“. Und Le Parisien sah in Alice Sombaths verschossenem Elfmeter das Sinnbild einer tragischen Nacht, in der die Schatten der Vergangenheit wieder aufstanden.
Dass Frankreichs Team mehr kann, zeigte es in Ansätzen – doch gegen ein deutsches Team in Unterzahl, das kämpfte wie nie, reichte auch das nicht. Frankreich bleibt eine der größten Fußballnationen ohne EM-Titel im Frauenbereich – und steht wieder einmal vor einem Scherbenhaufen.
OZD
OZD-Kommentar
Frankreichs Niederlage ist mehr als ein Ausscheiden – es ist ein psychologischer Offenbarungseid. Trotz Überzahl, trotz der frühen Führung und trotz der unzähligen Chancen scheiterten Les Bleues an sich selbst. Weil sie sich in Sicherheit wiegten. Weil sie glaubten, dieses Spiel sei eine Formsache. Und weil sie nicht begriffen, was es bedeutet, gegen ein deutsches Team zu spielen, das mit dem Rücken zur Wand steht. Was bleibt, ist Frust – und ein Gefühl von Ohnmacht. Wie oft will Frankreich noch auf diese Weise untergehen? Vielleicht liegt der Fluch nicht im Spielverlauf, sondern im Kopf.
OZD-Analyse
1. Frankreichs Taktikversagen in Überzahl
Frankreich agierte ab der 14. Minute in Überzahl, konnte diese aber nie strategisch nutzen.
Die DFB-Frauen verteidigten extrem kompakt und diszipliniert.
— a) Frankreich ließ die Geduld vermissen und suchte zu oft die Einzelaktion.
— b) Die Tempo-Vorteile der Flügelspielerinnen wie Cascarino blieben wirkungslos.
2. Mentale Blockade bei Les Bleues
Trotz klarer Favoritenrolle und Führung agierte Frankreich nervös und fahrig.
Das wiederholte EM-Scheitern gegen Deutschland lastet auf dem Team.
— a) Die Medienberichte sprechen von „Dämonen“ und „Ernüchterung“.
— b) Die Emotionen nach dem Spiel zeigen einen psychologisch angeschlagenen Kader.
3. Deutschlands Defensivleistung als Schlüssel
Die Einwechslung von Kleinherne stabilisierte die rechte Seite.
Berger im Tor war ein Fels in der Brandung – besonders im Elfmeterschießen.
— a) Auch ohne drei etatmäßige Verteidigerinnen hielt das Team dicht.
— b) Der Teamgeist kompensierte individuelle Schwächen.
Was ist der EM-Fluch von Les Bleues?
Seit Jahren zählt Frankreich im Frauenfußball zu den besten Mannschaften Europas. Und doch scheitert Les Bleues bei Turnieren immer wieder früh – besonders gegen Deutschland. In sechs großen Duellen auf EM- oder WM-Ebene gewann Frankreich noch nie. Der Fluch von Basel reiht sich ein in ein Jahrzehnt verpasster Chancen.
Wer ist Laurent Bonadei?
Laurent Bonadei ist seit 2024 Interimstrainer der französischen Frauen-Nationalmannschaft. Er trat die Nachfolge von Hervé Renard an und sollte das Team zur EM führen. Bonadei galt als ruhiger Stratege – doch das Scheitern gegen Deutschland wirft Fragen nach seiner Zukunft auf.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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