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Sensation aus dem Deutschen Literaturarchiv

Unbekannte Rilke-Skizzen erstmals veröffentlicht – Weimer: „Ein Glücksfall der Kulturgeschichte“

Er gilt als Meister der Sprache und Ikone der Moderne – jetzt zeigt sich eine neue Seite von Rainer Maria Rilke (1875-1926). Im Deutschen Literaturarchiv Marbach wurden bislang unbekannte Zeichnungen des Dichters entdeckt. Unter ihnen: die Skizze eines Tigers, vermutlich inspiriert durch die Bronzestatuette eines antiken Tigers, für die sich Rilke bei einem Besuch im Atelier des Bildhauers Auguste Rodin begeisterte. Nur kurze Zeit später, am 6. November 1902, verfasste Rilke sein berühmtes Gedicht „Der Panther“.

Der Fund stammt aus dem Rilke-Archiv Gernsbach, das 2022 vom Deutschen Literaturarchiv erworben wurde. Der Ankauf wurde ermöglicht durch Zusammenwirken von öffentlicher Hand und privaten Stiftungen (Bund, Land, Kulturstiftung der Länder, Wüstenrot Stiftung, Berthold Leibinger Stiftung, Carl Friedrich von Siemens Stiftung). Nun liegt erstmals das ganze Ausmaß von Rilkes zeichnerischem Werk vor: rund 150 künstlerische Arbeiten, die anlässlich seines 150. Geburtstags in einem Sonderband der Anderen Bibliothek (Aufbau Verlage) veröffentlicht werden.

Staatsminister für Kultur und Medien Wolfram Weimer: „Diese Entdeckung ist ein Glücksfall der Kulturgeschichte. Rainer Maria Rilke war nicht nur ein Dichter von Weltrang, er hatte auch zeichnerisch ein einzigartiges Gespür für Form und Ausdruck. Seine Skizzen eröffnen neue Zugänge zu seinem Werk und lassen uns die Verbindung von Bild und Poesie bei Rilke neu verstehen. Dass dieser Schatz pünktlich zum 150. Geburtstag Rilkes erstmals der Öffentlichkeit zugänglich wird, ist ein Geschenk für unser kulturelles Gedächtnis.“

Prof. Sandra Richter, Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach: „Die Entdeckung von Rilkes Zeichnungen ist eine Sensation für die literarische Welt. Endlich versteht man, wie seine großartigen Gedichte entstanden – indem er nämlich selbst Hand anlegte, zeichnend und mit Worten den Kern der Dinge zu erfassen suchte.“

Seine Zeichnungen und Skizzen von Rittern, Ungeheuern und Palästen, von eleganten Damen, Offizieren und Orten sowie seine kleinen Bildgeschichten aus dem gesellschaftlichen Leben Prags um 1900, kommentierte Rilke selbst mit den Worten „Ich lerne sehen“. Von seinen ersten Kinderzeichnungen bis zu den späteren Skizzen in Briefen und Arbeitsjournalen nutzte er Bleistift, Feder und Pinsel – meist im kleinen Format.

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA)

Foto: picture-alliance / brandstaetter images / Austrian Archives

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