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Schokolade wird bald ein Luxus

Schokolade könnte 2025 noch teurer werden: Laut „Lebensmittel Zeitung“ fordern große Hersteller Preiserhöhungen von bis zu 20 Prozent. Der Handel hält dagegen – doch die Kakao-Krise setzt die Branche weiter unter Druck.

Für Millionen Fans der süßen Versuchung könnte das kommende Jahr bitterer werden: Mehrere Schokoladenhersteller haben dem Handel laut einem Bericht der „Lebensmittel Zeitung“ neue Preissteigerungen angekündigt – ein führendes Unternehmen soll sogar bis zu 20 Prozent mehr verlangen. Während die Industrie auf hohe Kosten für Kakao, Verpackung, Energie und Löhne verweist, lehnen Händler diese Forderungen ab. Schon jetzt werde ein großer Teil der Schokolade nur noch im Angebot verkauft, zitierte die Zeitung einen Einkäufer.

Die Hersteller wiederum warnen vor einer angespannten Marktlage. Große Marken wie Ferrero, Lindt, Mondelez und Ritter haben im laufenden Jahr im deutschen Markengeschäft an Volumen verloren. Alarmiert ist auch der Handel, denn Tafelschokolade steht für rund zehn Prozent des gesamten Süßwarenumsatzes.

Entscheidend könnte jetzt die Preispolitik des Discounters Aldi werden. Dessen Eigenmarken gelten in der Branche als Taktgeber – „In der Süßware setzt allein Aldi den Preis“, heißt es aus Branchenkreisen.

Der Hintergrund der drohenden Preiserhöhungen liegt vor allem in der Kakao-Krise der vergangenen Jahre. Nach zwei Jahren mit Rekordpreisen erreichte Kakao im Dezember 2024 historische Höchststände: 12.931 Dollar pro Tonne in New York und 10.100 Pfund in London. Ursache waren massive Ernteausfälle in der Elfenbeinküste und Ghana, ausgelöst durch Wechsel aus Starkregen, Pflanzenkrankheiten und anschließenden Dürreperioden.

Zwar sind die Preise zuletzt wieder gesunken und lagen Mitte dieser Woche bei knapp 5.000 Euro pro Tonne – rund 30 Prozent weniger als im Vorjahr, aber weiterhin deutlich höher als noch vor drei Jahren. Wegen der anhaltenden Volatilität bleibt die Situation für die Branche unsicher.

OZD


OZD-Kommentar:
Das bittere Erwachen kommt schleichend: Schokolade wird mehr und mehr zur Luxusware – und die Verbraucher stehen einmal mehr zwischen den Fronten. Hersteller pochen auf steigende Rohstoffkosten, Händler auf sinkende Margen. Doch der eigentliche Verlierer ist der Kunde, der am Ende für jeden Preiskampf doppelt zahlt: erst an der Kasse und später durch die Verarmung der Produktvielfalt.

Der Kakao-Markt ist ein Pulverfass. Extreme Wetterlagen und strukturelle Probleme in den Anbaugebieten sorgen für ein Preiskarussell, auf das die Industrie reflexhaft mit Aufschlägen reagiert. Gleichzeitig bleibt viel Transparenz auf der Strecke: Wenn Kakao wieder günstiger wird, werden Preissenkungen selten im gleichen Tempo weitergegeben wie Preiserhöhungen.

Dass ausgerechnet Aldi zum Taktgeber der gesamten Süßwarenbranche geworden ist, zeigt, wie fragil der Markt inzwischen ist. Ein einzelner Preisschritt des Discounters kann die gesamte Preisstruktur verschieben – ein Zustand, der eher an Monokultur als an Wettbewerb erinnert. Für 2025 droht damit die nächste Teuerungswelle, und sie trifft ausgerechnet ein Produkt, das für viele Menschen ein Stück Alltagstrott erträglich macht.


Mini-Infobox:
– Herstellervorgaben: bis zu +20 % gefordert
– Kakao-Höchststand 2024: 12.931 USD/Tonne
– Aktueller Preis: ca. 5.000 Euro/Tonne
– Anteil Tafelschokolade am Süßwarenumsatz: ~10 %
– Große Marken verlieren in Deutschland Volumen


OZD-Analyse:

Marktentwicklung
a) Kakao bleibt trotz Rückgang erheblich teurer als vor drei Jahren.

b) Hersteller kompensieren volatile Rohstoffpreise mit höheren Endkundenpreisen.

c) Handel warnt vor sinkender Kaufkraft und Käuferflucht.

Marktmacht von Discountern
– Aldi fungiert als Preissetzer für die gesamte Süßwarenbranche.
– Händler orientieren ihre Eigenmarken strategisch an diesem Takt.
– Preisbewegungen einzelner Discounter prägen das Gesamtbild.

Strukturelle Risiken
a) Klimafolgen in Ghana und der Elfenbeinküste destabilisieren langfristig den Kakaomarkt.

b) Steigende Energie- und Verpackungskosten belasten zusätzlich.

c) Gefahr: weitere Preiserhöhungen führen zu schrumpfenden Absätzen.


Was sind Kakaopreise?
Kakaopreise geben den internationalen Marktwert der Rohbohne an. Sie werden hauptsächlich an den Börsen in New York und London gehandelt und reagieren empfindlich auf Ernteausfälle, Wetterextreme und weltweite Nachfrage.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

OZD-Extras
Fun-Fact: Trotz steigender Preise bleibt Deutschland der weltweit zweitgrößte Schokoladenkonsument pro Kopf – nur die Schweiz isst noch mehr.