Die Erfolgsserie ist vorbei, und das ausgerechnet gegen den Tabellenletzten: Hertha BSC hat im Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga einen schmerzhaften Rückschlag erlitten. Die Berliner verloren am Sonntag völlig überraschend mit 0:2 (0:0) gegen den 1. FC Magdeburg und verpassten damit die große Gelegenheit, sich ganz nah an die oberen Plätze heranzuschieben.
Die Tore von Alexander Nollenberger (74.) und Rayan Ghrieb (90.+10) versetzten Hertha nur fünf Tage nach dem begeisternden 6:1-Pokalerfolg gegen Kaiserslautern einen kalt erwischenden Dämpfer. Mit 26 Punkten liegt das Team von Stefan Leitl weiterhin drei Zähler hinter dem Relegationsplatz – und das trotz der komfortablen Ausgangslage. Für Magdeburg dagegen war es der zweite Ligasieg in Folge und der erhoffte Schritt zurück in Richtung Konkurrenz.
Hertha musste im Olympiastadion unter anderem auf den verletzten 16-Jährigen Kennet Eichhorn verzichten, der im Pokal zum jüngsten Torschützen der Historie geworden war. Früh vergab Fabian Reese eine Mega-Chance, danach übernahmen jedoch die Gäste die Kontrolle. Berlin leistete sich zu viele Fehlpässe, zu wenig Tiefe, zu wenig Überzeugung.
Nach dem Seitenwechsel wurde die Partie wilder. Magdeburg verpasste mehrfach die Führung, ehe Hertha durch Marten Winkler plötzlich die große Möglichkeit auf das 1:0 hatte – doch Lubambo Musonda rettete spektakulär im letzten Moment. Die Strafe folgte bei einer Ecke: Nollenberger traf zum 0:1. Herthas Schlussoffensive scheiterte, und in einer hektischen Nachspielzeit sorgte Ghrieb für die Entscheidung.
OZD
OZD-Kommentar: „Der Kollaps zur Unzeit“
Das war ein Rückfall in alte Muster – und einer, der Hertha noch schmerzen wird. Kaum hatte die Mannschaft das Gefühl gefunden, konstant zu gewinnen, stolperte sie über den denkbar schwächsten Gegner. Dieser Auftritt zeigt vor allem eines: Die Berliner sind mental noch nicht da, wo Aufsteigerteams sein müssen. Wenn man im eigenen Stadion gegen das Schlusslicht der Liga erstarrt, Chancen liegen lässt und die Intensität verliert, dann ist das nicht Pech – dann ist es ein Problem.
Leitl spricht von Entwicklungsschritten, doch die Frage bleibt: Warum bricht Hertha immer dann ein, wenn die Tür zu den oberen Plätzen weit offensteht? Dieses Spiel war eine Einladung, und die Blau-Weißen haben sie ausgeschlagen. Magdeburg hingegen zeigte, was Hertha fehlte – Wille, Demut, Mut. Wenn Berlin so weitermacht, wird der Traum vom Aufstieg nicht langsam, sondern brutal und laut verwehen.

Mini-Infobox
Hertha verliert erstmals nach sieben Pflichtspielsiegen
Magdeburg gewinnt 2:0 und bleibt trotz Sieg Tabellenletzter
Berlin hätte mit hohem Sieg auf Platz drei springen können
Hertha mit Problemen in Struktur & Entscheidungsfindung
FCM nun wieder in Reichweite zu den Nichtabstiegsplätzen
OZD-Analyse
1. Warum Hertha verlor
– a) Offensiv fehlende Präzision –
– b) Magdeburg wirkte aggressiver und handlungsschneller –
– c) Mangelnde Stabilität nach Rückschlägen –
2. Magdeburgs Schlüssel zum Erfolg
– a) Konsequente Verteidigung gegen Herthas Flügelspiel –
– b) Mutige Kontermechanismen –
– c) Geschlossene Teamleistung und mentale Stärke –
3. Folgen für das Aufstiegsrennen
– a) Hertha verpasst Big Points im engen oberen Drittel –
– b) Druck auf die kommenden Partien steigt massiv –
– c) Magdeburg sendet Lebenszeichen im Tabellenkeller –

Erklärungen
Wer ist Stefan Leitl?
Stefan Leitl ist Trainer von Hertha BSC und übernahm die Mannschaft mit
dem Ziel, sie nach dem Chaos der vergangenen Jahre zurück in Richtung
Bundesliga zu führen. Seine Philosophie setzt auf Ballbesitz, Struktur
und Intensität.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
Was ist der Relegationsplatz?
In der 2. Bundesliga berechtigt Rang drei zur Teilnahme an zwei
Entscheidungsspielen gegen den Drittletzten der Bundesliga. Der Sieger
dieser Duelle steigt auf beziehungsweise bleibt erstklassig.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Extras
Extra: Herthas Problemspiele – eine Chronik der verpassten Chancen
Immer wenn Berlin einen Sprung nach oben hätte machen können, folgte ein
Patzer: Ein Muster, das schon in der Vorsaison sichtbar wurde und nun
erneut droht, zum Bremsklotz zu werden.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
