Rolf Becker mit 90 Jahren gestorben
Der deutsche Schauspieler Rolf Becker ist tot. Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) und die Junge Welt berichteten, verstarb der 90-Jährige am Freitag in Hamburg. Becker war vor allem für seine Rolle als Otto Stein in der ARD-Serie In aller Freundschaft bekannt, wirkte aber bereits seit den 1960er-Jahren in Film und Fernsehen mit.
Von den Anfängen bis zum Serienstar
Seine erste Fernsehrolle hatte Becker 1962 in Die Firma Hesselbach, einer der frühen deutschen Fernsehproduktionen. Seit über 50 Jahren lebte er im Hamburger Stadtteil St. Georg. Noch in diesem Jahr stand er neben seiner Serienrolle auch auf der Theaterbühne – mit der eigenen Produktion Das Floß der Verdammten.
Rolf Becker wurde am 31. März 1935 in Leipzig geboren. Sein Vater fiel im Zweiten Weltkrieg, Becker wuchs in Schleswig-Holstein auf und machte in Bremen Abitur. Die klassische Schauspielausbildung absolvierte er in München.
Zeitzeuge und gesellschaftlich engagierter Künstler
Becker galt als einer der ältesten aktiven Schauspieler Deutschlands und als einer der letzten, die ihren Pazifismus aus eigener Erfahrung als Zeitzeuge des Zweiten Weltkriegs lebten. Er scheute nicht vor streitbaren Positionen zurück:
Engagement im internationalen Komitee zur Verteidigung des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic
Unterstützung für ein Gnadengesuch des RAF-Terroristen Christian Klar im Jahr 2003
Öffentliches Vorlesen eines Grußwortes für die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette
Im Interview zu seinem 90. Geburtstag bezeichnete Becker sich als „kritischer Vogel, der gern verscheucht wird“.
Familie
Becker war Vater von Ben und Meret Becker aus erster Ehe mit der Schauspielerin Monika Hansen. In zweiter Ehe war er 45 Jahre mit der Schauspieldozentin Sylvia Wempner verheiratet; das Paar hatte drei weitere Kinder.
Kommentar
Rolf Becker hinterlässt ein bemerkenswertes Lebenswerk: Als Schauspieler prägte er deutsche Seriengeschichte, als Zeitzeuge und streitbarer Intellektueller setzte er klare gesellschaftspolitische Zeichen. Sein Tod markiert das Ende einer Ära, in der Schauspielkunst, persönliches Engagement und historisches Erinnern untrennbar verbunden waren.
Seine kritische Haltung gegenüber Machtmissbrauch und sein Pazifismus machen Becker zu einer prägenden Figur nicht nur des deutschen Fernsehens, sondern auch der öffentlichen Debatte über Erinnerung, Verantwortung und gesellschaftliche Moral.
OZD
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Bild: AFP