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Höcke verurteilt

Prozess um NS-Parole: AfD-Politiker Höcke zu Geldstrafe verurteilt

Politik  |  AfD  |  Höcke

Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke ist wegen der Verwendung einer verbotenen NS-Parole zu einer Geldstrafe von insgesamt 13.000 Euro verurteilt worden. Das Landgericht in Halle an der Saale sprach Höcke am Dienstag wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen schuldig. Nach Überzeugung der Kammer um den Vorsitzenden Richter Jan Stengel wusste der AfD-Politiker um die Herkunft der Parole. Höcke selbst bestritt dies.

Hintergrund ist ein Auftritt des von Verfassungsschützern als Rechtsextremisten bezeichneten Höcke bei einer Wahlkampfveranstaltung der AfD Sachsen-Anhalt vor drei Jahren in Merseburg. Dort sagte  der Vorsitzende des vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuften Thüringer AfD-Landesverbands im Mai 2021 während einer Rede "Alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland". Die letzten drei Worte waren eine verbotene Losung der sogenannten Sturmabteilung (SA) der nationalsozialistischen NSDAP.

Höcke sei ein "redegewandter, intelligenter Mann", der Geschichte studiert habe und "weiß was er sagt", sagte Stengel. Zudem habe er die Verbreitung seiner Rede auf der Wahlkampfveranstaltung billigend in Kauf genommen. Diese Auswirkungen im öffentlichen Raum und auch seine herausgehobene politische Stellung als AfD-Frakionschef im Thüringer Landtag hätten mit zu der Verurteilung geführt.

Stengel verwies darauf, dass andere AfD-Politiker bereits in früheren Jahren wegen des Spruchs "Alles für Deutschland" etwa auf Wahlplakaten im Visier der Justiz standen. Die Kammer geht davon aus, dass Höcke dies bekannt war.

"Wir haben den Eindruck, dass der Deckmantel der Meinungsfreiheit strapaziert ist", sagte Stengel auch mit Blick auf Höcke und die Verteidiger, die sich unter anderem auf die Meinungsfreiheit berufen hatten.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Dagegen ist Revision möglich. Höckes Anwalt Ulrich Vosgerau hatte bereits vor dem Urteil angekündigt, im Falle eines Schuldspruchs bis vor das Bundesverfassungsgericht und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu ziehen. Die Staatsanwaltschaft, die eine Bewährungsstrafe gefordert hatte, prüft eine Revision.

Der Ausgang des Prozesses hat keine unmittelbaren Konsequenzen für Höckes AfD-Spitzenkandidatur zur Thüringer Landtagswahl Anfang September. Nur bei einer Verurteilung zu mindestens sechs Monaten Freiheitsstrafe hätte das Landgericht ihm die Amtsfähigkeit sowie das aktive und passive Wahlrecht absprechen können.

Die Staatsanwaltschaft forderte eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten, die für zwei Jahre auf Bewährung ausgesetzt werden sollte. Zudem sollte Höcke 10.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Nach Überzeugung der Ankläger wusste Höcke, der vor seiner politischen Karriere Gymnasiallehrer für Geschichte war, um die Herkunft der Parole "Alles für Deutschland". Der Angeklagte habe vorsätzlich gehandelt. 

Staatsanwalt Benedikt Bernzen nannte Höckes vorgegebenes Unwissen über die Herkunft der Parole "weder glaubhaft noch nachvollziehbar". Dass "Alles für Deutschland" eine SA-Losung war, sei ein "historischer Fakt". "Er hat eine vielfach in Vergessenheit geratene Parole wiederbelebt und salonfähig gemacht", sagte Bernzen mit Blick auf Höcke. 

Die Verteidigung hält die Beweislage hingegen für unzureichend und forderte Freispruch. Höckes Verteidiger Philip Müller nannte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft "sehr konstruiert". Es gebe keine Hinweise, dass Höcke den SA-Slogan geplant verwendet habe.

Ein weiterer Anwalt sprach von einer "medialen Hexenjagd" auf seinen Mandanten. Höckes dritter Anwalt Vosgerau hält es sogar für nicht eindeutig belegt, dass die Losung der Hauptspruch der SA gewesen sei. 

Höcke selbst griff die Staatsanwaltschaft in seinem letzten Wort als Angeklagter scharf an. Diese sei weltanschaulich nicht neutral. Das Plädoyer der Anklagevertreter sei "das eines politischen Aktivisten" gewesen, sagte Höcke in Richtung der beiden Staatsanwälte.

Er stellte sich zum wiederholen Male als "politisch Verfolgter" dar. Den von ihm verwendeten Spruch bezeichnete er als "Banalität". "Ich bin völlig unschuldig und ich habe ein reines Gewissen", sagte Höcke.

Aufgrund einer weiteren Anklage wegen des Verwendens der SA-Parole bei einer AfD-Veranstaltung im thüringischen Gera steht Höcke ein weiterer Prozess am Landgericht Halle bevor. Außerdem ist Höcke in Thüringen wegen des Verdachts der Volksverhetzung angeklagt. Prozesstermine gibt es noch nicht.

Höcke ist Spitzenkandidat der AfD für die Thüringer Landtagswahl am 1. September. Die AfD liegt in den Umfragen seit Monaten vorn. Höcke will seine Partei in die Regierung bringen und selbst Ministerpräsident werden, allerdings will keine andere Partei mit der AfD koalieren.

hex/ju Andrea HENTSCHEL / © Agence France-Presse



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Wer ist Björn Höcke?

Björn Höcke ist ein deutscher Politiker der rechtspopulistischen und nationalistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Er ist eine der kontroversesten Figuren innerhalb der Partei und des deutschen politischen Spektrums, bekannt für seine polarisierenden Aussagen und seine stark konservativen Ansichten.

Frühes Leben und Bildung

Björn Höcke wurde am 1. April 1972 in Lünen, Nordrhein-Westfalen, geboren. Er studierte Geschichte, Sport und öffentliches Recht an der Universität Göttingen. Nach seinem Studium arbeitete Höcke als Gymnasiallehrer für Geschichte und Sport.

Politische Karriere

Höcke trat 2013 in die AfD ein und stieg schnell zu einer führenden Persönlichkeit auf, insbesondere in Thüringen, wo er seit 2014 Fraktionsvorsitzender der AfD im Thüringer Landtag ist. Seine politische Karriere ist geprägt von seiner Betonung auf kulturellen und nationalen Themen, wobei er häufig eine strenge Migrationspolitik und eine Revision der deutschen Erinnerungskultur fordert.

Kontroversen

Björn Höcke hat für seine Rhetorik und seine Positionen wiederholt Kritik und Kontroversen ausgelöst. Besonders bekannt wurde seine Rede in Dresden im Januar 2017, in der er das Berliner Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“ bezeichnete und eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ forderte. Diese Äußerungen führten zu großem öffentlichen Aufsehen und Diskussionen über den Umgang der AfD mit der deutschen Geschichte und dem Extremismus in ihren Reihen.

Politische Positionen

Höcke wird oft als Vertreter des rechtsnationalen Flügels seiner Partei angesehen, der die kulturelle Identität Deutschlands stark betont und sich gegen die Einflüsse von Globalisierung und Multikulturalismus ausspricht. Er plädiert für eine restriktive Einwanderungspolitik und eine starke Betonung der nationalen Souveränität.

Persönliches

Über Björn Höckes Privatleben ist nicht viel öffentlich bekannt. Er betont oft die Bedeutung von Familie und traditionellen Werten in seinem politischen Diskurs.

Björn Höcke bleibt eine spaltende Figur in der deutschen Politik, dessen Karriere und öffentliche Äußerungen weiterhin Gegenstand intensiver medialer und politischer Diskussion sind. Seine Ansichten und sein politischer Einfluss sind repräsentativ für die wachsende Polarisierung innerhalb der deutschen und europäischen politischen Landschaft.

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