Die DAK meldet einen Anstieg der Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen um satte 24 Prozent im ersten Quartal 2025 – das ist kein banaler Husten, sondern ein Alarmsignal. Während sich andere Erkrankungsgruppen leicht rückläufig entwickeln, steigen die Fehltage wegen Infekten signifikant. Was steckt dahinter?
Sicher, ein milder Winter war es wohl nicht. Aber der sprunghafte Anstieg verweist auch auf ein Phänomen, das uns spätestens seit Corona begleiten sollte: eine neue Sensibilität – oder sollte man sagen: endlich eine Normalisierung? – im Umgang mit Krankheit. Wer hustet, bleibt zuhause. Was früher als „Krank zur Arbeit gehen“ noch zum guten Ton mancher Leistungsethik gehörte, wird nun zunehmend als unverantwortlich betrachtet. Und das ist gut so.
Gleichzeitig sollte dieser Anstieg uns auch zur Selbstreflexion zwingen: Was tun Unternehmen wirklich für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter? Wird ausreichend in Prävention, Luftqualität, Hygiene und flexible Arbeitsformen investiert – oder bleibt Gesundheit Privatsache, bis der gelbe Schein kommt?
Dass psychische Erkrankungen leicht rückläufig sind, darf übrigens nicht zu verfrühter Entwarnung führen. Es könnte sich genauso gut um eine Dunkelziffer handeln – oder um ein strukturelles Problem: dass Betroffene nach wie vor zu spät ärztliche Hilfe suchen, aus Angst vor Stigmatisierung oder Druck im Job.
Die DAK-Zahlen sind ein Blick durch das Schlüsselloch auf ein viel größeres Thema: Wie kränklich ist eigentlich unsere Arbeitsgesellschaft – und wie krank macht sie uns?
OZD
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