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Taurus im Ziel – Symbolpolitik statt Strategie?

Selenskyj trifft Merz in Berlin – wieder geht es um Waffen, diesmal um Taurus-Marschflugkörper. Doch was steckt hinter der Debatte? Hilft Deutschland wirklich oder inszeniert es nur Handlungsbereitschaft?

Es war ein Treffen mit Symbolkraft – der ukrainische Präsident Selenskyj zu Besuch bei Kanzler Friedrich Merz. Militärische Ehren, ernste Mienen, große Worte. Und doch bleibt ein schales Gefühl zurück. Denn während Europa über Waffen philosophiert, wartet die Ukraine weiter auf greifbare Sicherheit. Im Zentrum steht die alte Debatte in neuem Gewand: Soll Deutschland endlich Taurus-Marschflugkörper liefern?

Die Taurus-Frage ist zum Lackmustest deutscher Ukraine-Politik geworden. Für Merz offenbar ein willkommenes Thema, um Führungsstärke zu demonstrieren. "Keine Reichweitenbeschränkung mehr", verkündete er vollmundig – ein klarer Seitenhieb auf die zögerliche Linie der Ampel-Regierung. Und zugleich ein Zeichen an Moskau: Deutschland rüstet auf, auch verbal.

Doch was bringt all das? Auf der Bühne der internationalen Diplomatie wirkt Merz’ Vorgehen mehr nach innenpolitischer Profilierung als nach strategischer Weitsicht. Während CDU-Kollegen wie Kiesewetter und Strack-Zimmermann fordern, Taurus „endlich“ zu liefern, mahnen andere wie Kanzleramtschef Thorsten Frei zur Zurückhaltung. Diese Kakophonie sendet ein fatales Signal: Uneinigkeit statt Entschlossenheit.

Noch schlimmer: Die mediale Waffendebatte droht, das eigentliche Ziel aus dem Blick zu verlieren – einen realistischen Weg zu einem Waffenstillstand. Statt über Exit-Strategien zu reden, diskutiert Berlin über Reichweiten. Dass Moskau darauf prompt mit historischen Warnungen reagiert, ist kein Zufall. Lawrow spielt geschickt mit deutschen Ängsten, verweist auf die Geister der Vergangenheit – und trifft damit einen empfindlichen Nerv.

Auch Trumps schriller Kommentar auf Truth Social zeigt, wie global aufgeheizt die Stimmung ist. Doch mit bloßen Drohgebärden und halbherziger Symbolpolitik wird sich Putins Kalkül nicht erschüttern lassen. Was fehlt, ist eine klare Linie: Entweder Deutschland will ein echter sicherheitspolitischer Akteur in Europa sein – oder es bleibt beim Mahnen, Zögern und Symbolen.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP