Der deutsche Nachwuchs flügge früh: Mit 23,9 Jahren ziehen junge Menschen hierzulande im EU-Vergleich überdurchschnittlich früh aus dem Elternhaus. Ein Signal für Selbstständigkeit? Vielleicht. Aber auch ein Spiegel gesellschaftlicher Strukturen.
Frühere Auszüge bedeuten nicht zwingend mehr Reife – sondern oft bessere Rahmenbedingungen: funktionierende Ausbildungswege, bezahlbare WG-Zimmer, ein gewisses Maß an finanzieller Unterstützung durch Staat oder Eltern. Gerade im europäischen Vergleich wird deutlich, wie stark Kultur, Arbeitsmarkt und Wohnsituation den Auszugszeitpunkt beeinflussen.
Wo junge Menschen deutlich später gehen – etwa in Südeuropa – stehen oft Arbeitslosigkeit, Wohnraummangel und wirtschaftliche Unsicherheit im Weg. Der hohe Altersdurchschnitt ist dort kein Ausdruck von Bequemlichkeit, sondern von Notwendigkeit.
Dass Frauen in Deutschland durchschnittlich deutlich früher ausziehen als Männer, ist ebenfalls kein Zufall – sondern ein Hinweis auf geschlechtsspezifische Rollenbilder, familiäre Dynamiken und vielleicht auch auf gesellschaftliche Erwartungen an Selbstständigkeit.
Die Statistik zeigt: Der Schritt in die Eigenständigkeit ist weniger eine Frage des Alters als eine der Möglichkeiten. Und darin ist Deutschland – trotz aller Herausforderungen am Wohnungsmarkt – vergleichsweise gut aufgestellt.
OZD
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