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Tod durch mangelhafte Feuerleiter – wieder nur Bewährungsstrafe

Ein Mann stürzt in den Tod, ein anderer wird schwer verletzt – und der verantwortliche Bauleiter erhält erneut nur eine Bewährungsstrafe. Das Urteil des Landgerichts Kassel wirft Fragen nach Gerechtigkeit und Verantwortung auf.

Kassel – Es ist ein tragischer Vorfall, der viele fassungslos zurücklässt: Im Sommer 2022 stürzten zwei Männer von einem Podest an einer Feuerleiter rund sieben Meter in die Tiefe. Einer von ihnen starb, der andere überlebte schwer verletzt. Nun hat das Landgericht Kassel den damals verantwortlichen Bauleiter erneut zu einer Bewährungsstrafe verurteilt – neun Monate wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.

Die Begründung: Der heute 70-jährige Bauleiter hatte laut Gericht unzureichende Dübel zur Befestigung des Podests verwendet – eine vermeidbare Nachlässigkeit mit tödlichen Folgen. Dennoch bleibt das Strafmaß mild. Bereits in erster Instanz hatte das Amtsgericht eine Bewährungsstrafe verhängt, die nun sogar noch leicht reduziert wurde.

Ein Menschenleben ist verloren – und der Verursacher geht erneut mit einem blauen Auge davon. Dieses Urteil wirft berechtigte Fragen auf: Wie kann eine derart gravierende Pflichtverletzung, die direkt zum Tod eines Menschen führte, ohne tatsächliche Haft geahndet werden? Wird hier der Eindruck vermittelt, dass auf dem Bau Menschenleben weniger zählen als wirtschaftliche Interessen?

Sicher, das Gericht sprach von fahrlässigem und nicht vorsätzlichem Verhalten. Und auch das Alter des Angeklagten mag strafmildernd gewertet worden sein. Aber genau in solchen Fällen erwarten viele Bürgerinnen und Bürger ein klares Signal: Wer Verantwortung trägt, muss auch ernsthaft dafür einstehen – vor allem, wenn das eigene Fehlverhalten tödliche Konsequenzen hat.

Der Fall berührt einen wunden Punkt in der deutschen Justizlandschaft: Immer wieder werden bei Arbeits- oder Bauunfällen Todesfälle juristisch als „tragische Unglücke“ eingeordnet – mit entsprechenden Folgen für das Strafmaß. Doch hinter jedem dieser Urteile steht ein Mensch, eine Familie, eine Lücke, die nie mehr zu schließen ist.

Für die Hinterbliebenen bleibt nach diesem Urteil wohl vor allem eines: das Gefühl, dass juristische Aufarbeitung nicht immer mit Gerechtigkeit gleichzusetzen ist.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP