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Nationaler Veteranentag

Symbolik oder Weckruf für eine echte Debatte?

Mit dem ersten Nationalen Veteranentag würdigt Deutschland offiziell die Verdienste seiner Soldatinnen und Soldaten – ein längst überfälliger Schritt, wie viele meinen. Auch wir im OZD erkennen die Bedeutung an, Veteranen sichtbarer zu machen und ihnen gesellschaftliche Anerkennung zu schenken. Verteidigungsminister Boris Pistorius betont zu Recht den zunehmenden Druck auf die Truppe in einer sich verschärfenden sicherheitspolitischen Lage. Aber: Reicht ein Gedenktag aus, wenn gleichzeitig Strukturen, Versorgung und Anerkennung im Alltag weiterhin Lücken aufweisen?

Die Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht zeigt, wie sehr der Veteranentag auch politisch aufgeladen ist. Jens Spahn (CDU) fordert mehr Soldaten und sieht Freiwilligkeit allein nicht als ausreichende Basis. Der Gedanke, junge Menschen künftig wieder zum Dienst an der Waffe zu verpflichten, ist nicht nur sicherheitspolitisch brisant – er berührt auch fundamentale Fragen von Freiheit, Zwang und demokratischer Selbstbestimmung.

Besonders kritisch sehen wir Stimmen wie die der Deutschen Friedensgesellschaft, die in der Ehrung von Soldaten eine bedenkliche Verherrlichung von Gewalt sehen. Das mag zugespitzt sein – zeigt aber: Ein echter Veteranentag muss Raum für Debatte lassen und darf keine bloße Militärromantik betreiben.

Wenn Pistorius und Klöckner von Respekt und Verantwortung sprechen, dann muss sich das auch in konkreter Politik niederschlagen – bei der Versorgung verwundeter Einsatzveteranen, bei psychosozialer Betreuung, bei der Integration in Gesellschaft und Arbeitsleben. Symbolpolitik allein reicht nicht.

Der Veteranentag darf nicht zum Feigenblatt werden, während gleichzeitig zentrale Fragen ungelöst bleiben: Welche Rolle soll die Bundeswehr künftig spielen? Welche Mittel sind legitim, um Frieden zu sichern? Und wie ehrlich sind wir gegenüber jungen Menschen, wenn wir von ihnen Bereitschaft zum Einsatz fordern?

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP