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Dalai Lama macht nach seinem Tod mit seiner Arbeit weiter

Der Dalai Lama gibt Hoffnung: Auch nach seinem Tod könnte das geistliche Oberhaupt der Tibeter weiterbestehen – eine Entscheidung, die weltweit mit Spannung erwartet wird.


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Tausende Gläubige lauschten in stiller Andacht, als der Dalai Lama im nordindischen McLeod Ganj eine Botschaft von historischer Tragweite verkündete. Bei einer großen Gebetsveranstaltung kurz vor seinem 90. Geburtstag erklärte das geistliche Oberhaupt der Tibeter: „Was die Institution des Dalai Lama angeht, wird es irgendein Rahmenwerk geben, innerhalb dessen wir über ihre Fortsetzung sprechen können.“ Die Worte, gesprochen mit milder Stimme, hallen weit über das Himalaya hinaus – und lassen seine Anhänger hoffen, dass die spirituelle Führung der Tibeter nicht mit ihm endet.

Zugleich versicherte der Friedensnobelpreisträger: „Obwohl ich 90 Jahre alt bin, bin ich körperlich sehr gesund.“ Dann nahm er ein Stück traditioneller Geburtstagstorte entgegen und fügte an, er werde sich in der ihm verbleibenden Zeit weiterhin dem Wohlergehen anderer widmen.

Der 14. Dalai Lama, mit bürgerlichem Namen Tenzin Gyatso, wird von seinen Anhängern als Reinkarnation eines 600-jährigen geistlichen Erbes verehrt. Seine mögliche Entscheidung über den Fortbestand seines Amtes wird für Mittwoch erwartet – einen Tag vor seinem runden Jubiläum. Die Frage nach der Zukunft der tibetischen Führung ist eng mit der Angst vor Pekings Einfluss verknüpft.

Viele Exil-Tibeter befürchten, dass China versuchen könnte, nach dem Tod des Dalai Lama eine eigene Marionettenfigur als Nachfolger zu installieren. Schon jetzt kontrolliert die chinesische Regierung Tibet mit harter Hand. 1950 marschierten Truppen der Volksrepublik in das Himalaya-Gebiet ein, 1959 wurde ein tibetischer Volksaufstand brutal niedergeschlagen. Der Dalai Lama floh ins indische Exil, das er seitdem zur spirituellen Heimat von Millionen Vertriebenen gemacht hat.

Seit seiner Flucht lebt Tenzin Gyatso im nordindischen Dharamsala. 2011 zog er sich aus der politischen Führung der tibetischen Exilregierung zurück, blieb aber das unangefochtene geistliche Oberhaupt. Für viele Tibeter ist er mehr als ein religiöser Führer – er ist ein Symbol für Widerstand, Hoffnung und Mitgefühl. Weltweit wird er als Ikone des Friedens verehrt, oft in einem Atemzug mit Mahatma Gandhi und Martin Luther King genannt.

Doch Peking bezeichnet ihn als Separatisten. Dass China mit dem Gedanken spielt, selbst einen „neuen“ Dalai Lama zu benennen, gilt unter Beobachtern als sicher – es wäre der Versuch, den tibetischen Widerstand endgültig zu brechen.

OZD



OZD-Kommentar
Die Andeutung des Dalai Lama ist eine stille, aber kraftvolle Antwort auf Chinas jahrzehntelangen Versuch, ein ganzes Volk zu entrechten. Während Peking über Reinkarnationen diskutiert wie über Parteiposten, erinnert der Dalai Lama seine Anhänger daran, dass Glaube nicht verordnet werden kann. Die Institution des Dalai Lama ist mehr als ein religiöses Amt – sie ist das Herz einer unterdrückten Identität, die China seit 1959 zu ersticken versucht. Sollte er sich tatsächlich zur Fortsetzung seines Amtes nach dem eigenen Tod entscheiden, wäre das ein Akt des spirituellen Widerstands. Ein Signal an Peking: Ihr könnt unser Land besetzen, aber nicht unsere Seele.



OZD-Analyse

1. Die Botschaft des Dalai Lama
a) Ankündigung eines möglichen Weiterbestehens der Institution
– „Es wird irgendein Rahmenwerk geben“
– Entscheidung über Fortführung am Mittwoch erwartet

b) Der Dalai Lama betont seine Gesundheit
– „Ich bin körperlich sehr gesund“
– Verspricht weiterhin Einsatz für das Wohl anderer

2. Politischer Kontext
a) Furcht vor Pekings Einfluss
– Exil-Tibeter befürchten eine chinesische Marionette als Nachfolger
– China kontrolliert Tibet seit 1959 militärisch

b) Bedeutung des Dalai Lama für die Exilgemeinschaft
– Seit 1959 im indischen Exil
– Symbolfigur des gewaltlosen Widerstands

3. Globale Wahrnehmung vs. Pekings Sicht
a) Weltweite Verehrung als Friedenssymbol
– Vergleich mit Gandhi und Martin Luther King
– Nobelpreis 1989 für gewaltlosen Kampf

b) Chinas Darstellung des Dalai Lama
– Bezeichnet ihn als Separatisten
– Droht mit staatlich bestimmter Reinkarnation


Wer ist der Dalai Lama?
Der Dalai Lama ist das geistliche Oberhaupt der Tibeter. Der derzeitige, 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, wurde 1935 geboren und 1950 im Alter von 15 Jahren in sein Amt eingeführt. Nach dem gescheiterten tibetischen Aufstand gegen die chinesische Besatzung 1959 floh er nach Indien, wo er bis heute lebt. Er gilt weltweit als Symbol für Gewaltlosigkeit, Toleranz und interreligiösen Dialog. Seit seinem Rückzug aus der Exilregierung 2011 konzentriert er sich auf spirituelle Aufgaben.

Was ist das Reinkarnationsprinzip beim Dalai Lama?
Die tibetisch-buddhistische Tradition sieht vor, dass der Dalai Lama als Reinkarnation seiner Vorgänger wiedergeboren wird. Nach seinem Tod beginnt die Suche nach einem Kind, das als Wiedergeburt erkannt wird. China versucht, diesen Prozess zu kontrollieren, indem es sich das Recht auf Zustimmung zum Nachfolger herausnimmt – ein Schritt, der von tibetischer Seite entschieden abgelehnt wird.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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