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Zerbricht das Vertrauen? Ter Stegen und der FC Barcelona vor dem Bruch

Der FC Barcelona hat offenbar ein internes Verfahren gegen Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen eingeleitet. Es geht um ein medizinisches Dokument – und viel mehr als das.

Marc-André ter Stegen war lange das ruhige Gesicht des FC Barcelona, ein Vorzeigeprofi ohne Skandale. Doch nun droht dem deutschen Nationaltorhüter Ärger von höchster Stelle. Laut einem Bericht der spanischen Zeitung Mundo Deportivo will der Klub ein Disziplinarverfahren gegen den 33-Jährigen einleiten. Hintergrund ist seine Weigerung, eine Einverständniserklärung zur Weitergabe seines medizinischen Berichts nach einer Rückenoperation zu unterschreiben – ein Papier, das für die spanische Liga essenziell ist, um eine offizielle Ausfallzeit festzulegen. Ohne diese Frist kann Barça keine Gehaltsanteile für Neuzugänge freimachen.

Ter Stegen hatte in einem Instagram-Post selbst von einer Ausfallzeit von rund drei Monaten gesprochen – und sich damit offenbar in direkte Konfrontation mit den Interessen des Vereins begeben. Denn laut Regularien darf Barcelona nur dann 80 Prozent seines Gehalts für neue Spielerverpflichtungen nutzen, wenn der Torwart mindestens vier Monate ausfällt. Eine Entscheidung darüber muss die unabhängige Medizinische Kommission der Liga treffen – die aber braucht Einblick in die Akte.

Der Konflikt hat weitere Brisanz, da sich mit Joan García ein neuer Torwart bereits in Position bringt – und auch der erfahrene Szczesny vorgezogen wird. Die spanische Presse spricht bereits von ter Stegens „Degradierung“ zur Nummer drei. Pikant: García darf derzeit noch nicht eingesetzt werden, da das Klubbudget überzogen ist. Die Lage zwischen Verein und Spieler scheint festgefahren. Barcelonas Rechtsabteilung wurde eingeschaltet, ter Stegen drohen Konsequenzen.

Sein Vertrag läuft noch bis 2028, doch in dieser Situation könnte auch ein Abschied denkbar sein. Gerade mit Blick auf die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada braucht der langjährige Barça-Kapitän regelmäßige Einsätze. Was wie ein medizinischer Formalstreit beginnt, entwickelt sich zusehends zu einer emotional aufgeladenen Grundsatzfrage: Wer schützt hier wen – und zu welchem Preis?

OZD / ©AFP.

OZD-Kommentar
Wenn ein Spieler wie Marc-André ter Stegen, langjähriger Leistungsträger und Identifikationsfigur, in ein derartiges Verfahren verwickelt wird, dann läuft etwas grundsätzlich falsch beim FC Barcelona. Es geht längst nicht mehr nur um eine Unterschrift oder die Interpretation eines Heilungsverlaufs – sondern um Kontrolle, Vertrauen und Macht. Dass ein Klub wie Barça in einer solchen Notlage seine finanzielle Stabilität an den Gesundheitsstatus eines einzelnen Spielers koppeln muss, entlarvt das gesamte System als hochriskant. Und wenn die Konsequenz darin besteht, dass ter Stegen nicht nur degradiert, sondern sanktioniert wird, dann wirft das Fragen auf, die man nicht mit interner Rechtsprüfung lösen kann. Es droht ein öffentlicher Machtkampf, der beiden Seiten schadet – und dessen Echo bis in die deutsche Nationalmannschaft hallen könnte.

OZD-Analyse
1. Ursprung des Konflikts
a) Ter Stegen erlitt im Frühjahr eine Rückenverletzung und unterzog sich einer Operation.
– Laut eigener Aussage geht er von einer Ausfallzeit von drei Monaten aus.
– Der FC Barcelona möchte eine Ausfallzeit von mindestens vier Monaten belegen, um Gehaltsanteile freizugeben.

b) Für diesen Nachweis benötigt die Liga einen medizinischen Bericht – ter Stegen verweigert laut Medienberichten die Freigabe.
– Ohne seine Unterschrift kann dieser nicht weitergeleitet werden.
– Barça droht deshalb ein Einnahmeausfall bei der Spielerregistrierung.

2. Bedeutung für den Verein
a) Die Registrierung von Neuzugang Joan García hängt vom finanziellen Spielraum des Klubs ab.
– Ohne offizielle Bestätigung der langen Ausfallzeit von ter Stegen kann García nicht angemeldet werden.
– Die sportliche Leitung will deshalb eine viermonatige Zwangspause dokumentiert sehen.

b) Die Rechtsabteilung wurde eingeschaltet – der Fall könnte zu einem Disziplinarverfahren führen.
– Dies wäre ein beispielloser Vorgang bei einem verdienten Stammspieler.
– Gleichzeitig eskaliert damit der interne Druck auf ter Stegen.

3. Mögliche Folgen
a) Für ter Stegen:
– Degradierung zur Nummer drei, möglicher Verlust des Stammplatzes auch in der Nationalmannschaft.
– Ein vorzeitiger Abschied aus Barcelona ist nicht mehr ausgeschlossen.

b) Für den FC Barcelona:
– Weitere Negativschlagzeilen inmitten einer angespannten Finanzlage.
– Die Glaubwürdigkeit gegenüber Spielern und Öffentlichkeit steht auf dem Spiel.

Was ist die Medizinische Kommission der spanischen Liga?
Die Medizinische Kommission der LaLiga ist eine unabhängige Instanz zur Überprüfung von Verletzungsangaben, die mit finanziellen oder sportrechtlichen Konsequenzen verbunden sind. Sie bewertet unter anderem, ob ein Spieler tatsächlich langfristig ausfällt – eine Voraussetzung für Sonderregelungen bei der Gehaltsverteilung oder der Nachverpflichtung von Ersatzspielern. Die Kommission darf nur auf Grundlage der von Spielern oder Vereinen freigegebenen medizinischen Unterlagen entscheiden. Ohne Einverständniserklärung der Betroffenen kann keine offizielle Bewertung erfolgen.

Wer ist Marc-André ter Stegen?
Marc-André ter Stegen, geboren am 30. April 1992 in Mönchengladbach, ist deutscher Nationaltorwart und langjähriger Spieler des FC Barcelona. Er wechselte 2014 von Borussia Mönchengladbach nach Katalonien und entwickelte sich dort zu einem der besten Torhüter der Welt. Bekannt für seine starken Reflexe und seine fußballerischen Fähigkeiten, war er Stammkraft und auch Kapitän in zahlreichen Pflichtspielen. Mit dem FC Barcelona gewann er u.a. die Champions League, mehrere spanische Meisterschaften und Pokale. Im Nationalteam konkurrierte er jahrelang mit Manuel Neuer um die Nummer eins. Sein Vertrag bei Barça läuft bis 2028 – doch aktuell steht er sportlich wie politisch unter Druck.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.