Es wirkt wie ein Thriller, doch es ist Realität: Ein niederländisches Gemälde aus dem 18. Jahrhundert, von den Nazis geraubt, tauchte plötzlich in einer Immobilienanzeige in Argentinien auf. Über einem grünen Sofa hing das „Porträt einer Dame“ von Giuseppe Ghislandi – im Wohnzimmer von Patricia Kadgien, Tochter des berüchtigten SS-Offiziers Friedrich Kadgien.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen Kadgien und ihren Ehemann wegen Hehlerei. Das Paar musste am Donnerstag vor Gericht erscheinen. Ermittler durchsuchten ihre Häuser, fanden dabei 22 weitere Werke, darunter von Henri Matisse – deren Herkunft bislang ungeklärt ist. Das Ghislandi-Gemälde wurde schließlich freiwillig übergeben.
Die Spur führt tief in die Nazi-Vergangenheit: Friedrich Kadgien, ein enger Vertrauter und Finanzberater von Hermann Göring, flüchtete nach dem Krieg nach Argentinien – wie so viele NS-Funktionäre. Nun holt die Vergangenheit die Familie ein, und mit ihr die Frage: Wie viele Schätze aus dunkler Zeit lagern noch unbehelligt in privaten Salons?
Kommentar
Raubkunst ist kein Relikt der Vergangenheit, sie ist ein schmerzhaftes Erbe, das noch immer Wohnzimmer und Villen schmückt – und das Leid der Opferfamilien verlängert. Dass ein Werk erst durch eine Immobilienanzeige aufflog, ist ein Skandal.
Die Geschichte von Patricia Kadgien zeigt die Abgründe einer verdrängten Verantwortung. Jahrzehntelang blieb das Erbe der NS-Eliten in Argentinien unangetastet. Nun soll man glauben, das Paar habe von nichts gewusst? Wer ein Matisse im Wohnzimmer hängen hat, weiß um dessen Wert – und muss sich Fragen gefallen lassen.
Die Justiz darf hier nicht zögern: Jeder Fall von Raubkunst ist ein Schlag ins Gesicht derer, die enteignet, vertrieben oder ermordet wurden. Es geht nicht nur um Kunst, es geht um Gerechtigkeit.
Lesermeinungen
„Raubkunst auf dem Sofa – das ist wohl die teuerste Deko-Idee aller Zeiten.“ Karin Ernst, Erlangen
„Unglaublich: Jahrzehnte nach dem Krieg muss erst eine Immobilienanzeige die Wahrheit ans Licht bringen.“ Mike Koch
„Matisse im Wohnzimmer, Ghislandi im Inserat – und sie wollen nichts gewusst haben? Wer’s glaubt, wird selig.“ N.N.
OZD-Analyse
Die Entdeckung
a) Das Gemälde „Porträt einer Dame“ von Giuseppe Ghislandi tauchte in einer Immobilienanzeige auf.
b) Es hing im Wohnzimmer von Patricia Kadgien, Tochter eines SS-Offiziers.
c) Das Werk war von den Nazis geraubt und einem niederländischen Sammler entwendet worden.
Die Ermittlungen
a) Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kadgien und ihren Mann wegen Hehlerei.
b) Polizei fand bei Durchsuchungen 22 weitere Werke, darunter Matisse.
c) Herkunft dieser zusätzlichen Gemälde ist noch ungeklärt.
Historischer Hintergrund
Friedrich Kadgien war SS-Offizier und Finanzberater von Hermann Göring.
Nach dem Krieg floh er nach Argentinien, wie viele NS-Verbrecher.
Raubkunst diente im Dritten Reich der Bereicherung von Elitefiguren.
Erklärungen
Raubkunst: Kunstwerke, die während der NS-Zeit beschlagnahmt, gestohlen oder unter Zwang verkauft wurden.
Giuseppe Ghislandi: Italienischer Maler des 18. Jahrhunderts, bekannt für Porträts.
Friedrich Kadgien: SS-Offizier, enger Finanzberater von Hermann Göring, floh nach Argentinien.
Hermann Göring: NS-Kriegsverbrecher, Reichsmarschall und einer der Hauptverantwortlichen für systematische Kunstraube.
Hehlerei: Straftatbestand, wenn jemand Diebesgut übernimmt, besitzt oder weitergibt, um es zu verschleiern.
OZD
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Titelbild: AFP