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Lufthansa kündigt Abbau von 4000 Stellen an – Digitalisierung, KI und Effizienz im Fokus

Die Lufthansa plant bis 2030 den Abbau von rund 4000 Arbeitsplätzen in Deutschland, vor allem in der Verwaltung. Gewerkschaften kritisieren den Schritt als „Kahlschlag“, während das Unternehmen auf Digitalisierung, KI und Flottenmodernisierung verweist.

Die Lufthansa steht vor tiefgreifenden Strukturveränderungen: Nach einem deutlichen Gewinneinbruch im Jahr 2024 kündigte der Konzern an, bis 2030 in Deutschland rund 4000 Stellen abzubauen. Der Abbau soll vor allem die Verwaltung betreffen und eng mit der geplanten Digitalisierung und dem verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) verbunden sein. Laut Lufthansa sollen dadurch zahlreiche Prozesse effizienter gestaltet werden.

Das Unternehmen erklärte, dass die Airlines der Gruppe – zu der Swiss, Austrian und Brussels Airlines gehören – enger zusammenarbeiten sollen. Daraus resultierten Doppelstrukturen, deren Abbau zu den angekündigten Stellenstreichungen führen könne. Die Lufthansa betonte, dass die Reduzierung „in Abstimmung mit den Sozialpartnern erfolgen“ werde. Hintergrund ist der Kapitalmarkttag in München, bei dem das Management Investoren und Analysten die „strategische Ausrichtung“ und die finanziellen Ziele bis 2030 präsentierte.

Die Gewerkschaft Verdi reagierte mit scharfer Kritik: „Einen Kahlschlag am Lufthansa-Boden zu Lasten der Beschäftigten nehmen wir nicht hin“, erklärte Marvin Reschinsky. Verdi wolle die anstehende Tarifrunde nutzen, um über Absicherungen und Personalabbauinstrumente wie Altersteilzeit zu verhandeln, um betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern. Die Gewerkschaft betonte, dass rund 20.000 Mitarbeiter am Boden beschäftigt seien und diese nicht die Leidtragenden der Sparpläne werden dürften.

Verdi kritisierte auch die nationale und europäische Luftverkehrspolitik: Steigende Umweltauflagen sowie Steuer- und Abgabenlasten würden die Lufthansa zusätzlich belasten. „Die deutsche und europäische Luftverkehrspolitik vernichtet lokale Arbeitsplätze und greift das Kern-Geschäftsmodell der Airline an“, erklärte Reschinsky. Die Bundesregierung müsse dringend umsteuern.

Für die Lufthansa war 2024 ein schwieriges Jahr: Trotz eines Rekordumsatzes von 37,6 Milliarden Euro sank der Betriebsgewinn um 2,7 Milliarden Euro auf 1,65 Milliarden Euro. Der Konzern führte dies auf gestiegene Kosten und Streiks zurück. Der geplante Personalabbau soll jährlich 300 Millionen Euro einsparen und die bereinigte Betriebsmarge (Ebit) bis 2030 auf acht bis zehn Prozent steigern – eine Verdoppelung gegenüber den 4,4 Prozent im Jahr 2024.

Parallel dazu kündigte die Lufthansa die „größte Flottenmodernisierung in der Unternehmensgeschichte“ an: Bis 2030 sollen mehr als 230 neue Flugzeuge beschafft werden, darunter 100 Langstreckenmaschinen.

Zugleich drohen der Lufthansa neue Arbeitskämpfe: Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) führt derzeit eine Urabstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen im Tarifstreit um die betriebliche Altersvorsorge durch, deren Ergebnisse bis Dienstagmorgen erwartet werden. Die Spannung zwischen Konzernführung, Gewerkschaften und Personal bleibt damit hoch, während Lufthansa auf Effizienz, Digitalisierung und Wachstum setzt.

OZD-Kommentierung

Personelle Folgen:

4000 Stellenabbau trifft überwiegend Verwaltung, bleibt jedoch ein harter Einschnitt für viele Beschäftigte.

Sozialverträgliche Lösungen (Altersteilzeit, Abfindungen) werden angekündigt, sind aber noch unklar.

Wirtschaftliche Motivation:

Abbau soll jährlich 300 Mio. Euro sparen, Betriebsmarge auf 8–10 % steigern.

Gewinneinbruch 2024 und gestiegene Kosten sind offizielle Begründung, gleichzeitig investiert Lufthansa massiv in Flottenmodernisierung.

Digitalisierung & KI:

Effizienzsteigerung durch KI und Prozessautomatisierung betont.

Kritiker befürchten, dass dies Personalreduzierung beschleunigt und Jobs im mittleren Management massiv gefährdet.

Gewerkschaftliche Perspektive:

Verdi sieht Kahlschlag, droht Widerstand in Tarifrunde.

Kritik an Luftverkehrspolitik verweist auf strukturelle Belastungen durch Umweltauflagen und Steuern, die deutsche Airlines härter treffen.

Langfristige Strategie:

Flottenmodernisierung signalisiert Wachstumsambition trotz Stellenabbau.

Konfliktpotenzial zwischen Kosteneinsparungen, Gewerkschaften und Investitionsplänen bleibt hoch.

Fazit:

Lufthansa setzt auf Sparmaßnahmen, Digitalisierung und Flottenmodernisierung, um Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Für die Belegschaft bedeutet dies erhebliche Unsicherheit, während politische Rahmenbedingungen und Gewerkschaftsdruck die Umsetzung weiter erschweren könnten.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Foto: AFP