Urabstimmung als Signal der Geschlossenheit
Die Urabstimmung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat ein deutliches Ergebnis gebracht: 88 Prozent der Piloten der Kernmarke Lufthansa Classic und 96 Prozent der Frachtsparte Lufthansa Cargo stimmten für Arbeitskampfmaßnahmen. VC-Präsident Andreas Pinheiro bezeichnete das Ergebnis als „starkes Signal der Geschlossenheit unserer Mitglieder“.
Die Abstimmung unterstreicht den Ernst der Lage: Für die Pilotinnen und Piloten ist die betriebliche Altersvorsorge ein zentrales Fundament ihrer Lebensplanung, das laut VC „mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente“ ist. Seit 2017 ist die klassische Betriebsrente durch ein kapitalmarktfinanziertes Modell ersetzt worden, das nach Auffassung der Gewerkschaft das frühere Niveau deutlich unterschreitet.
Lufthansa plädiert für Verhandlungen
Die Konzernführung betont, dass Lösungen nur am Verhandlungstisch gefunden werden können. Personalvorstand Michael Niggemann erklärte, dass die Urabstimmung die Gestaltungsspielräume nicht vergrößere und Verhandlungslösungen mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Kernmarke Lufthansa Classic vereinbar sein müssten. Zugleich begrüßte er die Bereitschaft der VC, die Gespräche wieder aufzunehmen.
Die Lage ist heikel: Ein Streik würde die Airline in einer Phase treffen, in der sie gleichzeitig angekündigt hat, rund 4000 Stellen in Deutschland abzubauen, überwiegend in der Verwaltung. Der Konzern will so seine Rentabilitätsziele bis 2030 sichern.
Konfliktstoff in der Konzernstruktur
Der Arbeitskampf droht nicht nur die Kernmarke Lufthansa Classic zu betreffen. Seit längerem gibt es Kritik, dass die Gründung neuer Airlines wie Eurowings, Brussels, Austrian und Swiss bestehende Tarifsysteme untergraben könnte. Arbeitnehmervertreter warnen, dass dies die Spannungen zwischen Belegschaft und Konzernleitung verschärft.
Die Verhandlungen zur Altersvorsorge werden damit nicht nur zu einem klassischen Tarifkonflikt, sondern zu einem Prüfstein für die Verhandlungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit der Konzernführung.
Ausblick
Obwohl die Gewerkschaft Streikmaßnahmen angekündigt hat, ist eine Lösung am Verhandlungstisch noch möglich. Entscheidend wird sein, dass die Lufthansa ein Angebot vorlegt, das die berechtigten Erwartungen der Pilotinnen und Piloten berücksichtigt, ohne die wirtschaftliche Stabilität der Kernmarke zu gefährden. Die kommenden Wochen könnten über die weitere Stabilität im Konzern, die Arbeitsbedingungen und die zukünftige Altersvorsorge entscheiden.
OZD
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