Der Physik-Nobelpreis 2025 geht an drei Pioniere, die das Unsichtbare sichtbar machten: John Clarke aus Großbritannien, Michel Devoret aus Frankreich und John Martinis aus den USA werden für ihre Entdeckungen im Bereich der Quantenmechanik geehrt. Das Nobelkomitee in Stockholm würdigte das Trio für den Nachweis, dass die bizarren Gesetze der Quantenwelt auch im makroskopischen Maßstab existieren – also in Systemen, die groß genug sind, um sie buchstäblich in der Hand zu halten.
Ihre Experimente in den 1980er Jahren eröffneten eine neue Ära der Physik. Mit Hilfe von Superleitern zeigten Clarke, Devoret und Martinis, dass Effekte wie der quantenmechanische Tunneleffekt und die Energiequantisierung nicht nur auf atomarer Ebene, sondern auch in größeren Systemen auftreten. Damit legten sie den Grundstein für technologische Revolutionen wie Quantencomputer, Quantensensoren und Quantenkryptografie.
„Die Quantenmechanik überrascht uns seit über einem Jahrhundert immer wieder – und sie bleibt die treibende Kraft der digitalen Welt“, erklärte Olle Eriksson, Vorsitzender des Nobelkomitees. Die Arbeiten des Trios seien „enorm nützlich“ und gleichzeitig ein „Triumph der Grundlagenforschung“.
Preisträger John Clarke reagierte mit Demut: „Das war die größte Überraschung meines Lebens. Wir hatten keine Ahnung, dass unsere Experimente einmal zu einem Nobelpreis führen würden.“ Seine Forschung habe er nie mit Blick auf Anwendungen betrieben – und doch verwies er mit einem Lächeln auf das Handy, mit dem er Interviews gab: „Einer der Gründe, warum dieses Gerät funktioniert, ist all diese Arbeit.“
Der mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) dotierte Preis wird am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, verliehen.
OZD-Kommentar:
Wissenschaft, die Grenzen sprengt – und doch im Verborgenen bleibt:
Clarke, Devoret und Martinis haben bewiesen, dass Quantenphysik keine
abgehobene Theorie, sondern der unsichtbare Motor des digitalen
Zeitalters ist. Ohne ihre Forschung gäbe es keine modernen Computer,
keine Verschlüsselung, keine künstliche Intelligenz. Es ist fast
poetisch, dass jene Männer, die das Unsichtbare sichtbar machten,
Jahrzehnte später selbst ins Licht der Weltöffentlichkeit treten. Der
Nobelpreis erinnert daran: Die Zukunft entsteht nicht in Schlagzeilen,
sondern in stillen Laboren.
Mini-Infobox:
Preisträger: John Clarke (GB), Michel Devoret (FR), John Martinis (USA)
Forschung: Makroskopischer quantenmechanischer Tunneleffekt
Bedeutung: Grundlage für Quantencomputer und Quantensensoren
Dotierung: 11 Mio. schwedische Kronen (ca. 1 Mio. €)
Verleihung: 10. Dezember 2025, Stockholm
OZD-Analyse:
Die wissenschaftliche Bedeutung
– Die Entdeckung zeigte, dass Quantenmechanik nicht auf Mikrosysteme beschränkt ist.
– Sie verknüpft Theorie und Technik – von Superleitern bis zu Quantenchips.
Der technologische Einfluss
– a) Grundlage moderner Quantencomputer.
– b) Neue Ansätze in Kryptografie und Sensorik.
– c) Revolution für Energieeffizienz und Datensicherheit.
Ein Triumph der Grundlagenforschung
– Diese Arbeit beweist, dass Neugier wichtiger ist als kurzfristiger Nutzen.
– Jahrzehnte später wird deutlich, dass sie den technologischen Wandel vorbereitet hat.
Wer ist John Clarke?
John Clarke, geboren 1942 im Vereinigten Königreich, gilt als einer der
führenden Physiker im Bereich der Quantenmechanik und Superleitung. Er
forschte jahrzehntelang an der University of California in Berkeley und
ist bekannt für seine Pionierarbeit an Quanteninterferenzgeräten
(SQUIDs).
Was ist der Nobelpreis für Physik?
Der Nobelpreis für Physik wird seit 1901 jährlich von der
Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften verliehen. Er würdigt
Forschungen, die das Verständnis der Naturgesetze grundlegend
erweitern. Zu den berühmtesten Preisträgern zählen Albert Einstein, Max
Planck und Marie Curie.
OZD-Extras:
Fun Fact: Der
Quanten-Tunneleffekt, für den die Forscher geehrt wurden, erklärt auch,
warum Sonne und Sterne leuchten – ohne ihn gäbe es kein Leben auf der
Erde.**
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.