Es ist ein Paukenschlag, der das globale Mediengeschäft auf Jahre prägen dürfte: Netflix, der weltgrößte Streamingdienst, will den traditionsreichen Medienkonzern Warner Bros Discovery übernehmen – und beide Vorstände haben dem Milliarden-Deal bereits einstimmig zugestimmt. Die Fusion soll innerhalb von zwölf bis 18 Monaten abgeschlossen werden, sofern die Kartellbehörden grünes Licht geben. Genau dort aber dürfte die größte Hürde liegen, denn die Dimensionen dieses Geschäfts sprengen alles, was Hollywood bislang erlebt hat.
Netflix, bekannt für Serienhits wie „Stranger Things“, „Squid Game“ oder „The Witcher“, würde sich damit eines der einflussreichsten Studios der Filmgeschichte einverleiben. Warner Bros Discovery vereint nicht nur HBO und CNN, sondern auch ikonische Franchises wie „Harry Potter“, „Batman“ oder „Game of Thrones“. „Gemeinsam können wir dem Publikum mehr von dem bieten, was es liebt“, erklärte Netflix-Co-Chef Ted Sarandos. Warner-Boss David Zaslav sprach von einem Zusammenschluss zweier „Storytelling-Giganten“.
Die Zahlen sind gewaltig: Warner Bros Discovery wird im Übernahmepaket mit 27,75 Dollar pro Aktie bewertet, was rund 72 Milliarden Dollar Eigenkapital und einen Unternehmenswert von mehr als 82 Milliarden Dollar ergibt. Damit wäre der Deal der größte der Mediengeschichte – noch vor Disneys Fox-Übernahme aus dem Jahr 2019.
Doch hinter den Kulissen brodelt es. Während Analysten von einem „Hollywood-Tsunami“ sprechen, wächst die Angst vor einer beispiellosen Machtkonzentration. Die Investmentexpertin Kathleen Brooks warnt vor einem Netflix-Monopol, das das Kino weiter an den Rand drängen könnte. Regie-Legende James Cameron nannte die mögliche Fusion gar „eine Katastrophe“ – aus Sorge, Netflix könnte Blockbuster künftig praktisch ausschließlich im Stream platzieren.
Ursprünglich wollte Warner Bros Discovery das Unternehmen aufspalten, doch mehrere Übernahmeangebote machten diese Pläne obsolet. Netflix setzte sich durch – vorerst. Denn die entscheidende Frage lautet nun: Werden die Kartellbehörden in den USA und Europa das gigantische Medien-Experiment freigeben?
OZD
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OZD-Kommentar „Hollywoods gefährlichste Wette“
Dieser Deal ist nichts Geringeres als ein kulturelles Erdbeben. Netflix will nicht nur wachsen – Netflix will dominieren. Der Kauf von Warner Bros Discovery wäre die Vereinigung zweier Medienmächte, deren Kataloge Hollywood über Jahrzehnte definiert haben. Doch genau darin liegt die Gefahr: Wo so viel Macht zusammenkommt, schrumpft der Raum für kreative Vielfalt.
Was passiert, wenn ein einzelner Streaminggigant entscheidet, welche Geschichten erzählt werden – und welche nicht? Wenn Kinos zur Nebensache werden, weil Netflix die großen Marken exklusiv hinter die eigene Bezahlschranke legt? Und wenn Nachrichten-Giganten wie CNN plötzlich Teil eines Unterhaltungskonzerns sind, der fast alles kontrolliert, was weltweit gesehen wird?
Dieser Deal könnte ein neues Kapitel der Mediengeschichte aufschlagen – oder die Türen zu einer Welt schließen, in der Wettbewerb, Kino und kulturelle Vielfalt langsam verschwinden. Hollywood ist zu Recht nervös.
Mini-Infobox
Geplanter Kaufpreis: rund 82,7 Mrd. Dollar Unternehmenswert
Größte Medienübernahme der Geschichte
Netflix + Warner Bros: Serienhits + ikonische Filmfranchises
Massive Kartellprüfung erwartet
Hollywood-Regisseure warnen vor „Streaming-Monopol“
OZD-Analyse
1. Ökonomische Dimension des Deals
– a) Rekordvolumen über 80 Milliarden Dollar –
– b) Marktkonzentration im globalen Streaming –
– c) Druck auf Konkurrenten wie Disney, Amazon und Apple –
2. Kulturelle und gesellschaftliche Folgen
– a) Gefahr eines Storytelling-Monopols –
– b) Macht über Nachrichten, Filme und Serien in einer Hand –
– c) Verdrängung des klassischen Kinos durch Streaming-Premieren –
3. Politische und regulatorische Risiken
– a) Kartellbehörden in USA und EU vor historischen Entscheidungen –
– b) Einfluss geopolitischer Faktoren auf Medienmacht –
– c) Möglichkeit von Auflagen oder Teilverkäufen als Kompromiss –
Erklärungen
Was ist Warner Bros Discovery?
Warner Bros Discovery ist ein Medienkonzern, der aus der Fusion von
WarnerMedia und Discovery entstand. Er umfasst Studios wie Warner Bros,
den Sender CNN, den Streamingdienst HBO sowie zahlreiche globale Film-
und Serienmarken. Der Konzern gehört zu den traditionsreichsten Akteuren
der Filmindustrie.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Extras
Extra: Warum James Cameron den Deal fürchtet
Hollywood-Regisseur James Cameron sieht im Netflix-Warner-Pakt eine
Gefahr für die Zukunft des Kinos. Seine Sorge: Blockbuster-Produktion
ohne Kinostart, weniger Mut für große Leinwandprojekte und ein
Streaming-Imperium, das die Regeln diktiert.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.