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Der Machtwechsel in Aachen: Laschet übernimmt die europäische Ehrenbühne - Mit Kommentar

Armin Laschet übernimmt den Vorsitz der Karlspreisgesellschaft und folgt damit auf Jürgen Linden. Ein prominenter Europäer rückt an die Spitze einer der bedeutendsten Institutionen für europäische Werte.

Armin Laschet steht künftig an der Spitze einer der traditionsreichsten europäischen Auszeichnungsgremien: Der CDU-Außenpolitiker wurde am Freitag vom Direktorium der Aachener Karlspreisgesellschaft zum Nachfolger von Jürgen Linden gewählt. Die Organisation vergibt seit 1950 den renommierten Internationalen Karlspreis, der Persönlichkeiten würdigt, die sich in besonderer Weise um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben.

Jürgen Linden, seit 1989 im Direktorium und seit 2010 Vorsitzender, gibt sein Amt nach eigenen Angaben auf eigenen Wunsch ab. Unter seiner Ägide wurde der Preis an Menschen vergeben, die Europa verändert haben – von Regierungschefs bis zu spirituellen Führungspersönlichkeiten. Laschet, der zwischen 1999 und 2020 und erneut seit 2022 Mitglied des Karlspreisgremiums ist, übernimmt nun die Verantwortung in einer geopolitisch angespannten Zeit.

Die Karlspreisgesellschaft erklärte, mit Laschet übernehme „eine prominente Persönlichkeit und ein überzeugter Europäer“ die Leitung. Der ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident ist heute Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und seit Jahrzehnten fest in europäischen Netzwerken verankert. 2021 trat er als Kanzlerkandidat der Union an und verfügt über seltene politische Erfahrung im Spannungsfeld zwischen Regionen, Nationen und Europa.

Die Liste der Karlspreisträger liest sich wie ein politisches Who’s who der Gegenwart: Ursula von der Leyen erhielt den Preis in diesem Jahr, zuvor wurden unter anderem der Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt und die jüdischen Gemeinschaften Europas, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Papst Franziskus, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und US-Präsident Bill Clinton ausgezeichnet.

Mit Laschet an der Spitze beginnt für die Karlspreisgesellschaft ein neues Kapitel – und eines, das die europäische Idee erneut ins Zentrum der Debatte rücken dürfte.
OZD



OZD-Kommentar: „Der Europäer, der jetzt liefern muss“

Armin Laschet übernimmt eine Institution, die im besten Fall Orientierung stiftet und im schlechtesten Fall zum Symbol für politische Behäbigkeit verkommt. Genau hier beginnt seine Aufgabe: Europa steht unter Druck – von außen, von innen und von all denen, die die europäische Idee längst für erledigt halten.

Laschet ist ein leidenschaftlicher Europäer, zweifellos. Aber Leidenschaft reicht nicht, wenn die EU an Entscheidungsblockaden, populistischen Angriffen und geopolitischem Bedeutungsverlust leidet. Der Karlspreis muss wieder Debatten prägen, nicht nur Preisträger ehren. Und Laschet muss zeigen, dass er aus dem Schatten seiner umstrittenen Kanzlerkandidatur treten kann.

Der neue Vorsitzende hat die Chance, die europäische Vision neu zu beleben. Er hat aber auch die Verantwortung, sie gegen politischen Missbrauch und nationale Eitelkeiten zu verteidigen. Ob er dieser Aufgabe gewachsen ist, wird sich nicht an Preisverleihungen zeigen – sondern daran, ob der Karlspreis unter ihm wieder Wucht entfaltet. Vielleicht gibt es ja wieder etwas zu Lachen? Nur für wen? 


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Mini-Infobox

Karlspreis seit 1950 vergeben

Laschet seit 2022 wieder im Direktorium

Jürgen Linden 14 Jahre Vorsitzender

Zu den bisherigen Preisträgern gehören Selenskyj, Macron und Papst Franziskus

Karlspreis gilt als wichtigste europäische Auszeichnung


OZD-Analyse

1. Bedeutung des Vorsitzwechsels
– a) Signal für Kontinuität in europaskeptischen Zeiten –
– b) Stärkung der europäischen Idee durch erfahrene Politikfigur –
– c) Übergang in eine Phase intensiver globaler Unsicherheiten –

2. Laschets Rolle im europäischen Netzwerk
– a) Erfahrung aus Regierungs- und EU-Arbeit –
– b) Außenpolitische Expertise als Ausschussvorsitzender –
– c) Politische Glaubwürdigkeit trotz früherer Rückschläge –

3. Einfluss auf zukünftige Karlspreis-Vergaben
– a) Potenzial für stärkere politische Positionierung –
– b) Möglichkeit, den Preis als Plattform für Demokratiestärkung zu nutzen –
– c) Erwartung an mutigere Entscheidungen bei Preisträgern –



Erklärungen

Wer ist Armin Laschet?
Armin Laschet ist ein deutscher CDU-Politiker, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und ehemaliger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. 2021 war er Kanzlerkandidat der Union. Seit vielen Jahren ist er tief in europapolitischen Strukturen verankert und zählt zu den profiliertesten Europapolitikern der Union.

OZD-Extras

Extra: Der Karlspreis – Europas moralischer Kompass
Der Internationale Karlspreis zu Aachen ist die wohl bedeutendste europäische Auszeichnung. Er wurde nach Karl dem Großen benannt, dem Symbolherrscher des vereinten Europas. Preisträger prägen oft die großen Linien europäischer Geschichte.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.