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Heilung durch Nähe – Forscher entdecken Kraft von Zärtlichkeit

Kuscheln wirkt medizinisch: Oxytocin beschleunigt Wundheilung Liebe als Therapie: Studie zeigt überraschenden Effekt auf den Körper

Zärtlichkeit ist mehr als nur ein Gefühl – sie kann heilen. Forschende der Universität Heidelberg haben erstmals belegt, dass liebevolle Nähe in Partnerschaften in Kombination mit dem sogenannten Kuschelhormon Oxytocin die Wundheilung messbar beschleunigt. Kleine Hautverletzungen heilten bei Paaren deutlich schneller, wenn sie im Alltag besonders zugewandt miteinander umgingen und zusätzlich Oxytocin erhielten.

An der Studie nahmen 80 Paare teil. Sie bekamen kleine, kontrollierte Hautwunden gesetzt und wurden anschließend über einen längeren Zeitraum begleitet. Entscheidend war dabei nicht nur die Gabe des Hormons per Nasenspray, sondern das Zusammenspiel mit alltäglicher Nähe, Berührungen und Zärtlichkeit. Oxytocin allein zeigte keinen Effekt – ebenso wenig reine Gespräche oder emotionale Zuwendung ohne körperliche Nähe. Erst die Kombination aus beidem führte zu einer schnelleren Heilung und zugleich zu niedrigeren Stresshormonwerten.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass soziale Beziehungen direkt in biologische Prozesse eingreifen können. Studienleiterin Beate Ditzen betonte, dass sich damit erstmals klar zeige, wie eng Verhalten, Hormonsystem und körperliche Gesundheit miteinander verwoben sind. Zuwendung im Alltag habe messbare Effekte auf den Körper – besonders in stabilen, liebevollen Partnerschaften.

Die Erkenntnisse könnten langfristig auch medizinische Relevanz haben. Sie liefern Hinweise darauf, dass soziale Faktoren und emotionale Nähe stärker in therapeutische Konzepte einbezogen werden sollten – etwa bei der Genesung nach Operationen oder chronischen Erkrankungen. OZD / ©AFP.


OZD-Kommentar – Nähe ist keine Nebensache

Diese Studie rüttelt an einem alten medizinischen Denkfehler: Dass Heilung allein mit Medikamenten, Technik und Diagnosen zu tun hat. Der Mensch ist kein isoliertes System. Wer Zärtlichkeit, Nähe und emotionale Sicherheit aus dem Alltag verdrängt, schwächt offenbar auch seinen Körper. Dass Oxytocin nur in Verbindung mit echter Zuwendung wirkt, ist eine klare Botschaft gegen die Technisierung von Beziehungen. Gesundheit beginnt nicht erst in der Klinik – sondern oft auf dem Sofa.




Mini-Infobox

– Studie mit 80 Paaren
– Oxytocin + Zärtlichkeit beschleunigen Wundheilung
– Oxytocin allein zeigt keinen Effekt
– Stresshormonwerte sinken deutlich
– Forschung der Universität Heidelberg




OZD-Analyse

Biologische Wirkung von Nähe
– a) Kombination aus Hormon und Verhalten entscheidend
– b) Messbar schnellere Wundheilung
– c) Reduzierter Stress als zusätzlicher Faktor

Bedeutung für Medizin und Therapie
– a) Soziale Faktoren bisher unterschätzt
– b) Potenzial für neue Genesungskonzepte
– c) Relevanz für postoperative und chronische Heilung

Gesellschaftliche Dimension
– a) Nähe als Gesundheitsressource
– b) Risiko sozialer Isolation
– c) Ungleiche Voraussetzungen für Alleinlebende





Was ist Oxytocin?Oxytocin ist ein Hormon, das im menschlichen Körper unter anderem bei Berührung, Nähe und Vertrauen ausgeschüttet wird. Es spielt eine zentrale Rolle bei Bindung, Stressreduktion und sozialen Beziehungen und wird umgangssprachlich als „Kuschelhormon“ bezeichnet.

Wer ist Beate Ditzen?
Beate Ditzen ist Professorin für medizinische Psychologie an der Universität Heidelberg. Ihre Forschung konzentriert sich auf den Zusammenhang zwischen Stress, Hormonen, sozialen Beziehungen und körperlicher Gesundheit.


OZD-Extras
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Oxytocin das Stresslevel senkt – die direkte Verbindung zur Wundheilung wurde nun erstmals nachgewiesen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.