Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat eindringlich ein Böllerverbot zu Silvester gefordert. Die Innenminister von Bund und Ländern müssten „endlich handeln und die Bevölkerung vor den Gefahren der Knallerei schützen“, sagte Reinhardt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Die ungeregelte Böllerei führe jedes Jahr zu schweren Verletzungen – auch bei Unbeteiligten –, sorge für Angst, schade dem Klima und verursache enorme Müllmengen.
Reinhardt stellte klar, dass es ihm nicht um ein generelles Feuerwerksverbot gehe. Organisierte Feuerwerke an zentralen Plätzen seien unproblematisch. Die private, unkontrollierte Knallerei müsse jedoch untersagt werden. Das habe nichts mit Verbotskultur zu tun, sondern sei Ausdruck gesellschaftlicher Reife und Verantwortung.
Der Ärztepräsident verwies auf die medizinischen Folgen: Jedes Jahr würden zahlreiche Menschen durch explodierende Feuerwerkskörper verletzt. Besonders häufig seien Kinder und Jugendliche von Knalltraumata betroffen, hinzu kämen schwere Augenverletzungen und Verbrennungen. Die Folge seien überfüllte Notaufnahmen und Kosten in Millionenhöhe für die gesetzliche Krankenversicherung. Zudem würden Böller immer wieder gezielt als Waffen gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte eingesetzt.
Besonders kritisch sieht Reinhardt die Silvesterknallerei vor dem Hintergrund der vielen Kriegsflüchtlinge in Deutschland. Mehr als eine Million Menschen aus Ländern wie der Ukraine oder Syrien hätten Bomben und Granaten erlebt. Für viele von ihnen löse das laute Feuerwerk Angstzustände bis hin zu Todesängsten aus. Das neue Jahr mit Raketen zu begrüßen, sei unter diesen Umständen „vollkommen unangebracht“. OZD
OZD-Kommentar – Vernunft statt TraditionDie Debatte um ein Böllerverbot ist längst keine Randfrage mehr. Wenn jedes Jahr dieselben Verletzungen, dieselben überlasteten Notaufnahmen und dieselben Einsatzberichte folgen, ist das kein Zufall, sondern Systemversagen. Tradition rechtfertigt keine Gefahr. Ein Staat, der seine Bürger schützen will, darf hier nicht länger zögern. Ein Böllerverbot wäre kein Verlust an Freiheit, sondern ein Gewinn an Sicherheit, Rücksicht und Zivilisation.

Mini-Infobox
Forderung: Böllerverbot für private Knallerei
Gründe: Verletzungen, Angst, Umweltbelastung
Betroffene: Kinder, Unbeteiligte, Rettungskräfte
Alternative: Zentrale, organisierte Feuerwerke
OZD-AnalyseMedizinische Folgen
a) Jährlich zahlreiche Verletzte
b) Häufig Augen- und Handverletzungen
c) Überlastung der Notaufnahmen
Gesellschaftliche Auswirkungen
a) Angst bei Kindern und Traumatisierten
b) Einsatz von Böllern als Waffen
c) Hohe Kosten für das Gesundheitssystem
Politische Verantwortung
a) Forderung nach bundeseinheitlicher Regelung
b) Schutz der Bevölkerung als Staatsaufgabe
c) Abkehr von unkontrollierter Tradition

Wer ist Klaus Reinhardt?
Klaus Reinhardt ist Präsident der Bundesärztekammer und vertritt die
Interessen der Ärzteschaft in Deutschland. Er äußert sich regelmäßig zu
gesundheitspolitischen und gesellschaftlichen Themen.
Was ist die Bundesärztekammer?
Die Bundesärztekammer ist die zentrale Organisation der ärztlichen
Selbstverwaltung in Deutschland. Sie vertritt die berufspolitischen
Interessen der Ärzte und setzt sich für Patientensicherheit ein.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-ExtrasMehrere europäische Länder haben private Silvesterböller bereits stark eingeschränkt oder verboten – mit deutlich weniger Verletzten.