Der höchste Berg der Welt ist bereit für seinen alljährlichen Ansturm: Acht nepalesische Bergsteiger haben die diesjährige Saison am Mount Everest offiziell eröffnet. Wie das Expeditionsunternehmen 8K am Freitag mitteilte, erreichte das Team den 8849 Meter hohen Gipfel erfolgreich – damit ist die Route freigegeben für hunderte kommerzielle Expeditionen. Nepal hat für diese Frühjahrssaison bereits 456 Genehmigungen für ausländische Bergsteiger erteilt. Die Saison dauert traditionell von April bis Anfang Juni.
Die nepalesische Bergsteigerin Purnima Shrestha begrüßte den frühen Aufstieg im Basislager des Everest: „Die Route wurde etwas früher geöffnet“, sagte sie. „Hoffentlich trägt es dazu bei, die Anzahl der Bergsteiger besser zu bewältigen und den Verkehr zu verringern.“ In der Vergangenheit war Nepal wegen überfüllter Routen auf dem Everest immer wieder in die Kritik geraten – mit teilweise tödlichen Folgen.
Allein 2024 wurden mindestens vier der elf Todesfälle am Everest direkt auf Überfüllung zurückgeführt. Bilder von langen Staus am „Dach der Welt“, etwa im Jahr 2019, gingen um die Welt und zeigten erschöpfte Bergsteiger, die stundenlang in extremer Höhe ausharren mussten – mitunter ohne Sauerstoff und bei Minusgraden. Trotz der Risiken bleibt der Everest ein begehrtes Ziel für Abenteurer aus aller Welt.
Der Tourismus rund um den Everest ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für das Land. Seit der Erstbesteigung durch Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay Sherpa im Jahr 1953 hat sich der Berg zu einem Symbol des Extremtourismus entwickelt. Nepal beherbergt acht der zehn höchsten Gipfel der Welt und verdient jährlich Millionen mit Aufstiegsgebühren. Allein die Besteigungen des Everest im Jahr 2024 brachten dem Land über vier Millionen Dollar ein – eine unverzichtbare Einnahmequelle in einem der ärmsten Staaten Asiens.
OZD / AFP.
Dieser Premium-Artikel wird gesponsert von: medimops
OZD-Kommentar: ipfelsieg um jeden Preis? Die dunkle Wahrheit hinter dem Hochtragen von Invaliden
Es klingt wie eine rührende Heldengeschichte: Sherpas, die Menschen mit Behinderung auf den Everest tragen. In sozialen Netzwerken gefeiert, in Dokumentationen romantisiert. Doch hinter dem vermeintlichen Triumph steckt ein bitterer Zynismus. Denn was nach Inklusion aussieht, ist in Wahrheit oft eine gefährliche Inszenierung für Likes, Eitelkeit – oder Geld. Wer sich selbst kaum fortbewegen kann, hat auf knapp 9000 Metern in der Todeszone nichts verloren. Und wer glaubt, sich von anderen auf den Gipfel tragen zu lassen, betreibt keinen Alpinismus, sondern Hochrisiko-Tourismus auf dem Rücken anderer.
Sherpas sind keine Dienstleister für fremde Träume, sondern Hochleistungsathleten mit tiefem Respekt für die Berge. Sie müssen die Risiken der Höhenkrankheit, Lawinen oder Erschöpfung tragen – doppelt und dreifach, wenn sie Menschen schleppen, die selbst nicht gehen können. Das ist kein humanitärer Akt – es ist eine Ausbeutung unter Extrembedingungen.
Nepal und die Expeditionsfirmen machen mit, weil Geld fließt. Aber wo bleibt die ethische Verantwortung? Jeder Aufstieg sollte eine eigene Leistung sein – nicht ein PR-Stunt auf dem Rücken derer, die oft nicht einmal eine Krankenversicherung haben. Der Everest ist kein Spielplatz. Wer ihn als solchen benutzt, gefährdet nicht nur sich – sondern vor allem andere. ozd
Was ist der Mount Everest?
Der Mount Everest ist
mit 8849 Metern der höchste Berg der Erde und liegt im Himalaya an der
Grenze zwischen Nepal und China. Seit der Erstbesteigung 1953 ist er ein
Sehnsuchtsziel für Bergsteiger aus aller Welt – aber auch ein
gefährliches Unterfangen mit oft tödlichem Ausgang.
Was ist eine Aufstiegsgenehmigung?
Eine Aufstiegsgenehmigung (Permit)
ist die offizielle Erlaubnis eines Landes, bestimmte Berge besteigen zu
dürfen. In Nepal kostet ein Permit für den Everest rund 11.000 Dollar
pro Person. Ohne diese Genehmigung ist ein legaler Aufstieg nicht
möglich – sie ist zudem eine wichtige Einnahmequelle für den Staat.
Ökologische Folgen des Massentourismus am Everest
Die wachsende Zahl an Expeditionen hat massive ökologische Spuren hinterlassen:
Müllberge: Laut Schätzungen liegen über 50 Tonnen Müll entlang der Routen. Darunter Zelte, Sauerstoffflaschen, Verpackungen und menschlicher Abfall.
Toilettenproblem: Die Ausscheidungen hunderter Bergsteiger gefährden die sensiblen Gletscherregionen. Fäkalien versickern im Eis – mit potenziellen Folgen für das Trinkwasser im Himalaya.
Erosion und Pfadzerstörung: Die ständige Nutzung der gleichen Routen hinterlässt Spuren am Gletscher, fördert Spaltenbildung und zerstört natürliche Schneebrücken.
Stille Zerstörung: Der Everest ist kein unberührter Mythos mehr – sondern ein übernutztes Symbol. Ohne konsequente Schutzmaßnahmen droht er, an seinem eigenen Erfolg zu ersticken.
Historische Übersicht: Todesopfer am Mount Everest
Seit der Erstbesteigung des Mount Everest im Jahr 1953 sind über 330 Menschen bei dem Versuch ums Leben gekommen, den höchsten Punkt der Erde zu erreichen. Die Gründe reichen von Lawinen und Abstürzen über Höhenkrankheit bis hin zu Erschöpfung und Sauerstoffmangel.
Jahresüberblick wichtiger Ereignisse:
1996: Einer der tragischsten Saisons. Ein unerwarteter Wetterumschwung forderte acht Todesopfer an einem einzigen Tag, darunter erfahrene Bergführer. Die Ereignisse wurden durch das Buch In eisige Höhen von Jon Krakauer weltberühmt.
2014: Eine Lawine tötete 16 Sherpas im Khumbu-Eisfall – größter Einzelunfall in der Geschichte des Berges.
2015: Ein Erdbeben in Nepal löste Lawinen am Everest aus – mindestens 22 Tote im Basislager und Umgebung.
2019: Ein Foto eines „Gipfelstaus“ ging um die Welt – Bergsteiger mussten stundenlang ausharren. Mindestens 11 Menschen starben in dieser Saison, viele durch Erschöpfung und Sauerstoffmangel.
2023/24: Wiederholt Überfüllung, mindestens 11 Todesfälle, davon mehrere vermeidbar.
Viele Leichen können bis heute nicht geborgen werden, da die Bergung in extremer Höhe selbst lebensgefährlich ist. Sie liegen entlang der Route – manche gut sichtbar – und dienen unfreiwillig als Wegmarkierungen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
Dieser Premium-Artikel wurde gesponsert von: medimops
Vielen Dank!