Die Euphorie rund um Künstliche Intelligenz und neue Technologien hat nach Einschätzung des Kreditversicherers Allianz Trade eine Schattenseite: Sie könnte zu einer neuen Insolvenzwelle führen. In einer am Dienstag veröffentlichten Studie warnt das Unternehmen, dass ein Ende des derzeitigen KI-Booms einen wirtschaftlichen Schock auslösen könnte – ähnlich der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende.
Ein zentrales Problem sei, dass viele Neugründungen in der Technologiebranche "besonders riskant" seien, erklärte Allianz Trade. „In den ersten fünf Jahren ist das Insolvenzrisiko überproportional hoch – und genau in dieser Phase befinden sich viele der derzeitigen Tech-Start-ups“, sagte Studienautor Ano Kuhanathan, Leiter der Unternehmensforschung bei Allianz Trade.
Die Studie zeigt, dass sich die Zahl der Unternehmensgründungen seit der Corona-Pandemie deutlich erhöht hat – in den USA um 36 Prozent, in Europa um neun Prozent im Vergleich zur Zeit vor 2020. Besonders stark sei der Trend in Ländern wie Italien, Frankreich und Portugal zu beobachten. Gleichzeitig stieg das Risiko, dass junge Firmen an steigenden Zinsen, hohen Energiekosten oder zu ehrgeizigen Wachstumsprognosen scheitern.
Kuhanathan warnte zudem, dass ein abruptes Ende des KI-Booms zu zusätzlichen 4500 Insolvenzen in den USA, 4000 in Deutschland, 1000 in Frankreich und 1100 in Großbritannien führen könnte. Die weltweiten Firmenpleiten sollen laut Allianz Trade bis Ende 2025 um sechs Prozent auf ein Rekordniveau steigen – 2026 um weitere fünf Prozent. Erst 2027 sei mit einer „leichten Entspannung“ zu rechnen.
In Deutschland werde sich die Lage zwar ebenfalls verschärfen, aber früher stabilisieren als in anderen Staaten. „2025 dürfte mit einem deutlichen Anstieg der Pleiten um elf Prozent auf rund 24.320 Fälle enden“, erklärte Milo Bogaerts, Chef von Allianz Trade für Deutschland, Österreich und die Schweiz. „Ab 2027 rechnen wir dann mit einer merklichen Trendwende.“
OZD-Kommentar:
Der Boom der Künstlichen Intelligenz ist ein zweischneidiges Schwert: Während er Innovation und Wachstum beflügelt, droht zugleich eine gefährliche Überhitzung. Viele Start-ups verbrennen Geld schneller, als sie es verdienen, und Investoren pumpen Milliarden in Hoffnungen statt in nachhaltige Geschäftsmodelle. Das riecht nach einer Neuauflage der Dotcom-Krise – nur diesmal mit Algorithmen statt Browsern. Wenn die KI-Welle bricht, wird sie nicht nur kleine Firmen mitreißen, sondern ganze Branchen erschüttern. Die Allianz-Warnung ist mehr als Statistik – sie ist ein Weckruf. Wir stehen am Anfang einer neuen Ära: Der Hyperära

Mini-Infobox:
Studie: Allianz Trade, Oktober 2025
Zahl der jährlichen Firmenpleiten weltweit: +6 % bis 2025
Hauptursache: Überbewertung von Tech- und KI-Unternehmen
Besonders betroffen: USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien
Erwartete Trendwende: Ab 2027
OZD-Analyse:
Globale Entwicklung
– a) Starker Anstieg von Unternehmensgründungen nach der Pandemie.
– b) Überbewertung durch Tech- und KI-Hype.
– c) Risiko eines zyklischen Markteinbruchs ähnlich der Dotcom-Ära.
Länderspezifische Auswirkungen
– a) USA und Deutschland am stärksten betroffen.
– b) Südeuropa mit wachsendem Risiko durch schwache Kapitalbasis.
– c) Unterschiede in staatlicher Unterstützung und Regulierung.
Prognose und Gegenmaßnahmen
– a) Höchststand der Insolvenzen bis 2026 erwartet.
– b) Konsolidierung des Marktes ab 2027 wahrscheinlich.
– c) Empfehlung: gezielte Förderung nachhaltiger Unternehmensmodelle.
Was ist Allianz Trade?
Allianz Trade ist einer der weltweit führenden Anbieter von Kreditversicherungen und ein Tochterunternehmen des Allianz-Konzerns. Das Unternehmen analysiert regelmäßig wirtschaftliche Risiken, Insolvenzentwicklungen und Markttrends, um Unternehmen gegen Zahlungsausfälle abzusichern.
OZD-Extras:
Fun-Fact: Der Begriff „Dotcom-Blase“ stammt von den Internetadressen der Jahr-2000-Unternehmen – .com war damals Symbol für grenzenlosen Fortschritt, bis der Markt implodierte.**
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.