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Frankfurter Buchmesse: Verlage warnen vor der Macht der Techmilliardäre

Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse warnt die Verlagsbranche vor der wachsenden Macht digitaler Konzerne. Börsenvereins-Chefin Schmidt-Friderichs fordert Verantwortung statt Algorithmenherrschaft.

Kurz vor dem Start der Frankfurter Buchmesse hat die Verlagswelt ein deutliches Warnsignal an die Techbranche gesendet. „In der virtuellen Welt entscheiden zunehmend einige wenige Milliardäre darüber, welche Algorithmen uns welche Informationen ausspielen“, sagte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, am Dienstag in Frankfurt. Diese Akteure täten dies ohne jede mediale Kontrolle oder rechtliche Verantwortung – ein Zustand, der nach Ansicht der Buchbranche demokratische Strukturen gefährdet.

Schmidt-Friderichs sprach von einer „schleichenden Aushöhlung“ demokratischer Gesellschaften durch die Macht der digitalen Oligopole. „Künstliche Intelligenz muss dem Menschen dienen, nicht umgekehrt“, mahnte sie. Besonders kritisch sei, dass Unternehmen wie Google, Meta oder X (ehemals Twitter) durch KI-Systeme zunehmend die Informationslandschaft bestimmten, ohne Transparenz über deren Funktionsweise zu schaffen.

Die Frankfurter Buchmesse, eines der größten Branchentreffen der Welt, steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der gesellschaftlichen Verantwortung von Medien und Literatur. Gastland der 77. Ausgabe sind die Philippinen, deren Literaturszene im Fokus zahlreicher Veranstaltungen steht.

Neben den großen Verlagshäusern sind auch Debatten zu Künstlicher Intelligenz, Meinungsfreiheit und kultureller Vielfalt Teil des Rahmenprogramms. Höhepunkte sind die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den Historiker Karl Schlögel am Sonntag und die Bekanntgabe des „Jugendworts des Jahres 2025“ am Samstag. Zur Wahl standen „Checkst du“, „Das crazy“ und „Goonen“.

Bereits am Montagabend wurde die Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Ihr Roman „Die Holländerinnen“ setzte sich gegen über 200 eingereichte Werke durch. Der Preis gilt als einer der wichtigsten literarischen Ehrungen Deutschlands. ozd


OZD-Kommentar:
Was als Kulturfest beginnt, wird zur politischen Mahnung: Die Buchbranche schlägt Alarm – und das zu Recht. Denn die Macht über Information und Aufmerksamkeit liegt längst nicht mehr in Redaktionen oder Verlagen, sondern in den Serverräumen einiger weniger Konzerne. Algorithmen entscheiden, was Millionen Menschen lesen, sehen und glauben. Diese digitale Abhängigkeit ist der schleichende Tod demokratischer Öffentlichkeit. Wenn Worte wieder zählen sollen, braucht es Mut zur Regulierung und klare Regeln für Künstliche Intelligenz. Die Frankfurter Buchmesse zeigt, dass Literatur mehr ist als Unterhaltung – sie ist Widerstand gegen das Vergessen. 



Mini-Infobox:

Frankfurter Buchmesse 2025: 77. Ausgabe

Gastland: Philippinen

Friedenspreisträger: Karl Schlögel

Deutscher Buchpreis: Dorothee Elmiger („Die Holländerinnen“)

Warnung: „Digitale Oligopole gefährden Demokratie“ (K. Schmidt-Friderichs)


OZD-Analyse:

Kritik der Verlagsbranche
– a) Machtkonzentration bei wenigen Techmilliardären.
– b) Fehlende Transparenz und Verantwortung digitaler Plattformen.
– c) Gefahr für freie Meinungsbildung und demokratische Debatte.

Bedeutung für die Buchmesse
– a) Literatur als Gegengewicht zu KI-gesteuerter Informationsmacht.
– b) Fokus auf kulturelle Vielfalt und demokratische Werte.
– c) Philippinen als Symbol für literarische Freiheit unter Druck.

Gesellschaftliche Relevanz
– a) Warnung vor unregulierten KI-Systemen.
– b) Forderung nach klaren ethischen Standards für Algorithmen.
– c) Literatur als Medium der Aufklärung und Reflexion.



Wer ist Karin Schmidt-Friderichs?
Karin Schmidt-Friderichs ist seit 2019 Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Die Verlegerin aus Mainz engagiert sich seit Jahren für Meinungsfreiheit, Lesekultur und faire Rahmenbedingungen im digitalen Buchmarkt. Sie gilt als eine der profiliertesten Stimmen gegen Monopolbildung im Mediensektor.

Was ist die Frankfurter Buchmesse?
Die Frankfurter Buchmesse ist die weltweit größte Fachmesse für Bücher und Medien. Sie findet seit 1949 jährlich im Oktober statt und zieht Autoren, Verlage, Medien und Politiker aus aller Welt an. Neben Neuerscheinungen steht sie zunehmend im Zeichen gesellschaftlicher und technologischer Debatten.

OZD-Extras:
Fun-Fact: Die erste Frankfurter Buchmesse fand bereits im 15. Jahrhundert statt – rund 50 Jahre nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg, der ebenfalls aus Mainz stammte.**

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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