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Der Alltag wird immer teuerer - Inflation steigt im September auf 2,4 Prozent

Die Inflation in Deutschland zieht erneut an. Im September stiegen die Preise um 2,4 Prozent – vor allem Mieten, Versicherungen und Alltagsgüter treiben die Teuerung. Experten mahnen zur Ruhe.

Die Preise ziehen wieder an – und das spürbar. Im September lag die Inflationsrate in Deutschland bei 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bestätigte. Es ist bereits der zweite Anstieg in Folge und zugleich der höchste Wert des Jahres.

Besonders stark betroffen sind Dienstleistungen. Laut Behördenpräsidentin Ruth Brand stiegen sie im Durchschnitt um 3,4 Prozent. Fahrten mit Bus und Bahn verteuerten sich um ganze 11,2 Prozent, soziale Dienstleistungen um 8,2 Prozent, und stationäre Gesundheitsleistungen um 6,5 Prozent. Auch Versicherungen wurden im Jahresvergleich um 6,5 Prozent teurer.

Die Mieten – weiterhin einer der größten Kostentreiber in deutschen Haushalten – kletterten um 2,0 Prozent. "Für viele Menschen ist der Anteil der Miete am Einkommen inzwischen kaum noch tragbar", erklärte Brand.

Während Energiepreise zuletzt stabil blieben, schwächte sich der dämpfende Effekt deutlich ab. Kraftstoffe wurden erstmals seit Mai wieder teurer (+1,1 Prozent), ebenso Heizöl und Erdgas. Nur ein Bereich brachte Entlastung: Olivenöl verbilligte sich um ganze 22,6 Prozent im Jahresvergleich.

Nahrungsmittel verteuerten sich im Schnitt um 2,1 Prozent. Vor allem Genussmittel wie Kaffee und Schokolade legten mit über 21 Prozent deutlich zu, auch Süßwaren (+6,5 Prozent) und Obst (+5,1 Prozent) wurden spürbar teurer.

Die Geldpolitik-Expertin Silke Tober vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) bewertete den Anstieg dennoch als „Ausreißer“. Er resultiere teils aus dem sehr niedrigen Ölpreis des Vorjahres, teils aus ungewöhnlich hohen Übernachtungspreisen in Nordrhein-Westfalen. „Schon im Oktober dürfte die Inflation wieder sehr nah am Ziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent liegen“, so Tober. ozd


OZD-Kommentar:
Die Inflation kehrt zurück – und mit ihr das flaue Gefühl vieler Verbraucher, dass der Lohn nicht mehr reicht. Zwar sprechen Ökonomen von einem statistischen Ausreißer, doch die Realität im Alltag fühlt sich anders an. Wenn Mieten, Versicherungen und Grundnahrungsmittel steigen, dann trifft das vor allem die Mittelschicht. Der scheinbar kleine Unterschied zwischen 2,0 und 2,4 Prozent hat soziale Sprengkraft: Er entscheidet darüber, ob Familien am Monatsende noch sparen können oder nicht. Der Staat darf diese Entwicklung nicht auf den kommenden EZB-Zinsentscheid abschieben – hier ist nationale Entlastungspolitik gefragt.




Mini-Infobox:

Inflationsrate September 2025: 2,4 %

Dienstleistungen: +3,4 %

Mieten: +2,0 %

Kraftstoffe: +1,1 %

Teuerste Produkte: Kaffee & Schokolade (+21 %)


OZD-Analyse:

Haupttreiber der Inflation
– a) Dienstleistungen mit starken Preisaufschlägen.
– b) Steigende Mieten und Versicherungskosten.
– c) Wieder anziehende Energiepreise durch Ölmarkt-Erholung.

Auswirkungen auf Verbraucher
– a) Belastung vor allem für Pendler und Mieter.
– b) Kaufkraftverlust bei Haushalten mit niedrigem Einkommen.
– c) Preissteigerungen im Freizeit- und Gesundheitssektor.

Wirtschaftliche Bewertung
– a) EZB-Ziel von 2 % nur leicht überschritten.
– b) Experten erwarten kurzfristige Entspannung.
– c) Langfristige Gefahr: strukturell steigende Dienstleistungspreise.




Was ist die Inflationsrate?
Die Inflationsrate misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Ein Anstieg bedeutet, dass Geld an Kaufkraft verliert – Verbraucher können sich für denselben Betrag weniger leisten als zuvor.

Was ist das Statistische Bundesamt?
Das Statistische Bundesamt (Destatis) mit Sitz in Wiesbaden ist Deutschlands zentrale Behörde für Daten und Analysen. Es erhebt, prüft und veröffentlicht Zahlen zu Wirtschaft, Bevölkerung und Preisen und ist die wichtigste Quelle für die amtliche Inflationsmessung.

OZD-Extras:
Fun-Fact: Kaffee ist 2025 so teuer wie zuletzt 1979 – damals kostete ein Kilo Bohnen umgerechnet fast genau so viel wie heute, allerdings bei deutlich geringeren Einkommen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.