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Drohnenhagel über der Ukraine – und der Westen zuckt nur mit den Schultern

Der größte russische Drohnenangriff seit Kriegsbeginn trifft fast das ganze Land – Hunderte Sprengkörper, dutzende Tote. Während die Ukraine unter Feuer steht, verkommt der Krieg in westlichen Hauptstädten zum politischen Nebenschauplatz.

Es war eine Nacht der Finsternis – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. 355 Drohnen, neun Marschflugkörper, 13 Tote, dutzende Verletzte. Die Ukraine meldet den massivsten Angriff seit Beginn des russischen Vernichtungskrieges im Februar 2022. Und der Westen? Diskutiert weiter über Waffenlieferungen „mit Augenmaß“ und rote Linien, die niemand mehr ernsthaft zieht.

Was bleibt nach dieser Nacht? Asche, Trümmer, das Heulen von Sirenen – und das Gefühl, dass Putins Krieg längst zur gewohnten Randnotiz verkommen ist. 364 Geschosse in einer Nacht. Das ist kein bloßes militärisches Manöver – das ist eine kalkulierte Demonstration des Schreckens. Russland führt keinen Krieg nur gegen das ukrainische Militär, sondern gegen das Land selbst, gegen jede Vorstellung von zivilem Leben. Und jede zurückhaltende Reaktion der Weltgemeinschaft wirkt wie eine Einladung zur Wiederholung.

Besonders perfide: die Verwendung von Drohnenattrappen, um die ukrainische Luftabwehr zu täuschen und zu überlasten. Das ist High-Tech-Terrorismus. In einem Europa, das sich gern als Wertegemeinschaft begreift, müsste dieser Angriff ein Weckruf sein. Doch abseits diplomatischer Formulierungen und symbolischer Solidaritätsbekundungen herrscht lähmendes Schweigen.

Und als wäre das nicht genug, kommt US-Präsident Donald Trump mit einem Kommentar daher, der an Zynismus kaum zu überbieten ist: Putin sei "völlig verrückt", aber Selenskyj rede zu viel. Während in Kiew Kinder in Luftschutzkellern schlafen und Städte in Flammen stehen, suggeriert Trump eine Art Gleichverantwortung zwischen Angreifer und Verteidiger. Es ist nicht nur beschämend – es ist brandgefährlich.

Der größte Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn – jeweils tausend Menschen – wirkt in diesem Kontext fast surreal. Ein Hoffnungsschimmer inmitten der Dunkelheit. Doch wie lange kann dieser Hoffnungsschimmer leuchten, wenn der Himmel jede Nacht erneut von Drohnen verdunkelt wird?

Europa, die USA, die Weltgemeinschaft: Wenn der russische Drohnenterror nicht als das benannt, verurteilt und beantwortet wird, was er ist – nämlich ein systematischer Angriff auf Menschlichkeit und Völkerrecht –, dann wird aus Mitverantwortung bald Mittäterschaft.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP