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Trump und Putin telefonieren und Putin lacht

Donald Trump telefoniert erneut mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Ein Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj soll folgen. Im Fokus steht die Zukunft der US-Hilfe für Kiew – und Trumps Rolle als möglicher Friedensvermittler.

US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin haben am Donnerstag ein weiteres Telefonat geführt. Das bestätigte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gegenüber mehreren russischen Nachrichtenagenturen. Auch Trump hatte das Gespräch im Vorfeld angekündigt. Es ist bereits die zweite direkte Unterredung der beiden Präsidenten innerhalb von weniger als drei Wochen – zuletzt hatten sie am 14. Juni miteinander gesprochen.

Im Zentrum des Gesprächs dürfte erneut der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine gestanden haben. Trump hatte vor wenigen Tagen angekündigt, mehrere zuvor zugesagte Waffenlieferungen an die Ukraine auszusetzen, darunter Raketen für Patriot-Systeme, Präzisionsartillerie und Granaten. Der Kreml begrüßte diese Entscheidung als „vernünftig und überfällig“.

In der Ukraine sorgte der abrupte Kurswechsel hingegen für große Besorgnis. Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte, dass die Zweifel an der Verlässlichkeit der USA „die Notwendigkeit einer engeren europäischen und transatlantischen Sicherheitsarchitektur“ verdeutlichten. Kiew leidet derzeit unter verstärkten russischen Luftangriffen und einem Vormarsch der russischen Truppen im Osten des Landes.

Wie die Nachrichtenagentur AFP aus ukrainischen Regierungskreisen erfuhr, wird nun auch ein Telefonat zwischen Trump und Selenskyj vorbereitet. Dieses könnte bereits am Freitag stattfinden, sei aber noch abhängig von den Terminkalendern beider Staatschefs. Eine offizielle Bestätigung der US-Regierung stand zunächst noch aus.

Trump hatte zuletzt mehrfach angekündigt, innerhalb kürzester Zeit einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine herbeiführen zu wollen, sollte er erneut offiziell ins Amt gewählt werden. Kritiker werfen ihm indes vor, Putins Position durch seine jüngsten Entscheidungen zu stärken, ohne konkrete diplomatische Gegenleistungen zu fordern.

OZD



OZD-Kommentar
Donald Trump macht ernst – aber in welche Richtung? Die Tatsache, dass der US-Präsident erneut zuerst mit Wladimir Putin telefoniert und ein Gespräch mit Wolodymyr Selenskyj lediglich vorbereitet wird, spricht Bände. Hier entsteht ein gefährliches Ungleichgewicht in der Kommunikation. In einer Phase, in der Kiew massiv unter Beschuss steht, lässt Washington seinen Verbündeten warten. Das schwächt nicht nur das Vertrauen in die USA, sondern lässt auch die Vermutung zu, dass Trump längst eigene Pläne zur Beendigung des Krieges schmiedet – unter Umgehung der EU und der Nato. Sollte Trump wirklich eine neue Friedensinitiative anstoßen, droht sie zur geopolitischen Machtdemonstration Russlands zu werden, während die Ukraine als Faustpfand dient. Dieses diplomatische Spiel mit doppeltem Boden ist riskant – und könnte für Europa teuer werden.


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OZD-Analyse

1. Trumps Telefonate: Symbolik und Reihenfolge zählen
– a) Das zweite direkte Gespräch mit Putin in kurzer Zeit verdeutlicht Trumps außenpolitische Prioritäten.
– b) Das spätere und noch unbestätigte Gespräch mit Selenskyj sendet ein problematisches Signal an die Ukraine.
– c) Diese Reihenfolge könnte als Schwächung westlicher Geschlossenheit interpretiert werden.

2. US-Militärhilfen gestoppt – Putins Narrativ gestärkt
– a) Der Lieferstopp betrifft zentrale Verteidigungsgüter wie Patriot-Raketen und Präzisionsartillerie.
– b) Moskau reagierte mit Zufriedenheit – ein Indiz für den diplomatischen Vorteil Russlands.
– c) Kiew hingegen warnt vor Konsequenzen, gerade angesichts neuer russischer Offensiven.

3. Die ukrainische Reaktion – Alarm in Kiew
– a) Präsident Selenskyj warnt vor strategischen Lücken im westlichen Bündnis.
– b) Der Druck auf die EU wächst, sicherheitspolitisch selbstständiger zu agieren.
– c) Das geplante Telefonat mit Trump wird von ukrainischer Seite als kritisch betrachtet – und als Prüfstein.

4. Trumps „Friedensvision“ – Chance oder Gefahr?
– a) Trump verspricht seit Monaten, den Krieg schnell beenden zu können.
– b) Kritiker bezweifeln, dass er die Interessen der Ukraine ausreichend berücksichtigt.
– c) Eine US-vermittelte Lösung ohne europäische Beteiligung würde die Machtbalance verschieben.


Was ist der Kreml?
Der Kreml ist das politische Machtzentrum Russlands in Moskau. Der Begriff bezeichnet sowohl das historische Festungsareal im Stadtzentrum als auch die russische Regierung. Präsident Wladimir Putin führt von dort aus die Geschäfte und trifft zentrale Entscheidungen in der Außen- und Sicherheitspolitik. Der Kreml steht international für autoritäre Kontrolle und strategisches Kalkül im geopolitischen Machtspiel.


Was ist das Patriot-System?
Das Patriot-System ist ein US-amerikanisches mobiles Luftabwehrsystem, das zur Abwehr feindlicher Flugzeuge, Raketen und Drohnen eingesetzt wird. Die Ukraine verwendet es, um russische Luftangriffe auf Städte und Infrastruktur abzuwehren. Die Systeme gelten als technologisch hochentwickelt, sind jedoch teuer und schwer verfügbar – daher ist ihre Lieferung politisch besonders heikel.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.