Giulia Gwinn, Kapitänin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen, hat sich demonstrativ hinter Bundestrainer Christian Wück gestellt. Angesichts wachsender Kritik an der Entwicklung des DFB-Teams seit dem Umbruch nach dem Rücktritt zahlreicher Führungsspielerinnen rief Gwinn zu Geduld auf. Im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland betonte die Verteidigerin des FC Bayern München: „Christian musste die Mannschaft neu formen. Dass wieder alle Rädchen ineinandergreifen, ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen geht.“
Der ehemalige U-Trainer Wück hatte nach dem Interimsengagement von Horst Hrubesch im Spätherbst das Ruder übernommen. Er trat dabei auch das schwere Erbe von Martina Voss-Tecklenburg an. Viele der erfahrenen Spielerinnen hatten sich aus dem aktiven Nationalteam zurückgezogen – darunter zentrale Figuren wie Alexandra Popp, Almuth Schult oder Svenja Huth. Der DFB musste umbauen – und Wück setzt auf neue Strukturen, junge Talente und einen veränderten Spielstil. Nicht alle Fans und Expertinnen zeigten zuletzt Verständnis dafür.
Mit Blick auf die bevorstehende Europameisterschaft in der Schweiz (2. bis 27. Juli) sprach Gwinn offen von noch ungenutztem Potenzial: „Wir sind noch nicht bei 100 Prozent, vielleicht im Bereich von 70 bis 80 Prozent.“ Der Titelgewinn sei nur mit einer Leistungssteigerung möglich: „Die bisherigen Leistungen werden für den ganz großen Erfolg beim Turnier nicht reichen.“
OZD
OZD-Kommentar
Giulia Gwinn übernimmt Verantwortung, wo der DFB schweigt. Dass die
Kapitänin öffentlich Partei für Bundestrainer Wück ergreift, spricht für
ihre Führungsstärke – und gegen die Kommunikationsstrategie des
Verbandes. Denn klar ist: Die deutschen Fußballerinnen hinken den
eigenen Ansprüchen weit hinterher.
Was Gwinn diplomatisch als „70 bis 80 Prozent“ bezeichnet, ist im harten EM-Alltag gefährlich nah an einem vorzeitigen Scheitern. Die Konkurrenz schläft nicht, und ein DFB-Team im Umbruch wird in der Schweiz keine Schonfrist erhalten. Wenn Wück wirklich langfristig entwickeln will, braucht er Ergebnisse – sonst droht sein Konzept zu zerbrechen, bevor es greifen kann. Das Vertrauen, das Gwinn einfordert, ist mutig – doch ob es belohnt wird, entscheidet der Juli.
OZD-Analyse
1. Öffentliche Rückendeckung durch Giulia Gwinn
a) Kontext:
– Nach Rücktritten zahlreicher Leistungsträgerinnen herrscht Unsicherheit.
– Kritik an Bundestrainer Christian Wück nimmt zu.
– Gwinn verteidigt seinen Ansatz öffentlich.
b) Signalwirkung:
– Als Kapitänin sendet Gwinn klare Führungsbotschaft.
– Schutz des Trainers stärkt internen Zusammenhalt.
2. Offene Leistungsanalyse vor EM
a) Aussage Gwinns:
– „Wir sind noch nicht bei 100 Prozent, vielleicht bei 70 bis 80 Prozent.“
– Steigerung erforderlich für Turniererfolg.
– Realistische Einschätzung statt Durchhalteparolen.
b) Bedeutung für Turniervorbereitung:
– Selbstkritik als Weckruf vor dem EM-Start.
– Team braucht Tempo, Struktur, Stabilität.
3. Lage des DFB-Frauen-Teams unter Christian Wück
a) Der Umbruch:
– Nach dem Karriereende mehrerer Führungsspielerinnen Neubeginn nötig.
– Integration junger Spielerinnen und neue Spielidee.
– Wenig Zeit zur Umsetzung bis zur EM.
b) Systemdruck:
– DFB erwartet Medaillen, EM-Erfolg soll Aufbruch stützen.
– Rückendeckung durch Spielerinnen entscheidend für Stabilität des Traineramts.
Wer ist Giulia Gwinn?
Giulia Gwinn ist eine
deutsche Fußball-Nationalspielerin und derzeitige Kapitänin des
DFB-Teams. Die Außenverteidigerin wurde 1999 geboren und spielt für den
FC Bayern München. Gwinn zählt zu den führenden Persönlichkeiten im
deutschen Frauenfußball. Sie ist seit der WM 2019 Stammspielerin, gilt
als laufstark, zweikampfstark und technisch versiert. Ihre Stimme
besitzt Gewicht – auf dem Platz und in der Kabine.
Was ist die Frauen-EM 2025 in der Schweiz?
Die Frauen-EM 2025 in der Schweiz
ist die 14. Austragung der Fußball-Europameisterschaft der Frauen. Das
Turnier findet vom 2. bis 27. Juli 2025 in der Schweiz statt. Gespielt
wird in acht Städten, darunter Zürich, Basel und Bern. 16 Nationen
treten an. Titelverteidiger ist England. Die deutsche Nationalmannschaft
strebt ihren neunten EM-Titel an, kämpft jedoch nach einem Umbruch noch
um die nötige Stabilität.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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