Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen
QR-Code zu www.online-zeitung-deutschland.de

Der Fall Maradona: Wie bescheuert kann man sein - Richterin als Star in Serie?

Die Ermittlungen zum Tod von Diego Maradona geraten zum Justizdrama: Eine Richterin spielte in einer Doku-Serie mit – das Verfahren wurde jetzt für nichtig erklärt. Der Fall wird komplett neu aufgerollt.

Ein Gerichtsverfahren, das mehr an Netflix erinnert als an Rechtsprechung: Der Prozess um den Tod von Diego Maradona ist geplatzt. Das Gericht im argentinischen San Isidro erklärte das Verfahren für nichtig – Grund ist ein Justizskandal, der selbst in fußballverrückten Ländern seinesgleichen sucht.

Richterin Julieta Makintach, eine der zentralen Figuren im Verfahren, hatte sich ohne Erlaubnis an einer Dokumentarserie beteiligt – mit ihr selbst in der Hauptrolle. In einem Trailer zur Serie „Göttliche Justiz“ eilte Makintach in High Heels durch das Gerichtsgebäude, während dramatische Off-Kommentare von Maradonas Tod berichteten. Die Szene wirkte wie aus einer TV-Fiction – war aber bitterer Ernst.

Richter Maximiliano Savarino entschied am Donnerstag: Der Prozess ist „nichtig“. Das Verhalten der Richterin habe sowohl der Anklage als auch der Verteidigung geschadet. Die Konsequenz: Der gesamte Prozess muss mit einer neuen Richterriege wieder aufgenommen werden.

Die Serie war mitten im laufenden Verfahren im Gerichtssaal vorgeführt worden. Staatsanwalt Patricio Ferrari hatte Makintach harsch kritisiert: „Sie benimmt sich wie eine Schauspielerin, nicht wie eine Richterin.“ Die 47-Jährige legte ihr Amt am Dienstag nieder, nachdem sie wegen Befangenheit aus dem Verfahren ausgeschlossen worden war.

Maradona war am 25. November 2020 im Alter von 60 Jahren an Herzversagen und einem Lungenödem gestorben – wenige Wochen nach einer Hirnoperation. Die Staatsanwaltschaft wirft dem medizinischen Personal vor, Maradona unzureichend betreut und seinen Tod damit billigend in Kauf genommen zu haben. Bei Verurteilung drohen den sieben Angeklagten Haftstrafen von bis zu 25 Jahren. Alle beteuern ihre Unschuld.

Der Prozess hatte bereits am 20. März begonnen – über 40 Zeugen waren gehört worden. Nun beginnt alles von vorn. Wann das neue Verfahren startet, ließ das Gericht offen.

Der Fall bewegt weiterhin ein ganzes Land. In Argentinien ist Maradona nicht nur ein Idol, sondern fast eine Religion. In seinem geplanten Mausoleum in Puerto Madero werden jährlich bis zu eine Million Besucher erwartet – ein Symbol für den unvergesslichen Mythos um die Fußball-Legende.

OZD

OZD-Kommentar
Man könnte lachen – wenn es nicht so erschütternd wäre. Ein Strafprozess von weltweitem Interesse wird zur persönlichen Bühne einer Richterin, die lieber Justiz-Diva spielt, als Recht zu sprechen. Julieta Makintach hat mit ihrer Mitwirkung in einer Doku-Serie nicht nur ihren Ruf zerstört – sie hat den gesamten Maradona-Prozess in ein Justiz-Fiasko verwandelt.

Der Skandal offenbart die tiefe Krise des argentinischen Rechtssystems, das in einem Fall von solcher Tragweite nicht in der Lage war, Neutralität und Würde zu wahren. Die Angehörigen Maradonas, die Öffentlichkeit und sogar die Angeklagten – alle sind nun Opfer einer absurden Selbstinszenierung, wie man sie sonst nur aus TV-Shows kennt.

Dass nach zwei Monaten Prozessdauer und über 40 Zeugen nun alles von vorne beginnt, ist ein Justizdrama, das dem Gerechtigkeitsempfinden Hohn spricht. Maradona, der im Leben oft im Mittelpunkt von Skandalen stand, wird nun auch nach seinem Tod zum Symbol für ein System, das sich selbst demontiert.


Dieser Premium-Artikel wird gesponsert von Decathlon Sport


Die richtige Ausstattung für Gymnastik jetzt bei DECATHLON entdecken!


OZD-Analyse

1. Der Prozess und sein Abbruch
a) Beginn des Verfahrens:
– Start am 20. März in San Isidro
– Über 40 Zeugen gehört
– Sieben Angeklagte: Ärzte und Pfleger aus Maradonas Behandlungsteam

b) Skandalöse Wende:
– Richterin Julieta Makintach trat in der Serie „Göttliche Justiz“ auf
– Beteiligung ohne Erlaubnis – Selbstinszenierung mit dramatischen Gerichtsszenen
– Trailer wurde im Gericht gezeigt – Reaktion: Befangenheitsantrag, Rücktritt

2. Juristische Folgen
a) Erklärung der Nichtigkeit durch Richter Savarino
– Prozessbeginn muss neu datiert werden
– Drei neue Richter müssen ernannt werden

b) Schaden für alle Verfahrensbeteiligten
– Verlust von zwei Monaten Verfahrensdauer
– Schaden für Anklage, Verteidigung und Justizvertrauen

3. Der Fall Maradona
a) Todesumstände:
– Gestorben am 25. November 2020 an Herzversagen und Lungenödem
– Zuvor OP am Gehirn, häusliche Pflege in Nobelgegend nördlich von Buenos Aires

b) Vorwürfe:
– Fahrlässige Behandlung, unzureichende medizinische Betreuung
– Vorwurf: Tod billigend in Kauf genommen
– Strafandrohung: 8 bis 25 Jahre Haft

4. Symbolkraft und Verehrung
a) Maradona in Argentinien:
– Fußball-Ikone, Nationalheiliger
– Mausoleum geplant in Buenos Aires – Touristenmagnet mit bis zu 1 Mio. Besuchern jährlich

b) Internationale Wirkung:
– Globales Medieninteresse
– Enttäuschung über Justizskandal und verschleppte Aufarbeitung


Wer ist Diego Maradona?
Diego Armando Maradona wurde am 30. Oktober 1960 in Lanús, Argentinien, geboren. Er gilt als einer der größten Fußballer aller Zeiten. Unvergessen sind seine Auftritte bei der WM 1986, die er quasi im Alleingang für Argentinien entschied – darunter das legendäre „Tor des Jahrhunderts“ gegen England. Maradona spielte unter anderem für Barcelona und Neapel, wo er als Halbgott verehrt wurde. Sein Leben war geprägt von Glanz und Abgründen: Drogen, Skandale, Entzüge. Nach dem Karriereende war er als Trainer und Kommentator aktiv. Maradona starb am 25. November 2020 – sein Tod erschütterte Millionen.



Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.



Dieser Premium-Artikel wird gesponsert von Decathlon Sport


Die richtige Ausstattung für Gymnastik jetzt bei DECATHLON entdecken!