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Mittelmaß mit Folgen: Deutschlands digitale Bildungslücke bleibt gefährlich

Falschinformationen erkennen? Bilder prüfen? Für viele Internetnutzer bleibt Medienkompetenz ein blinder Fleck. Die Bitkom-Umfrage zeigt: Deutschlands digitale Selbstwahrnehmung ist realistisch – und beunruhigend.

Selbstkritik ist selten – umso ernster muss man sie nehmen, wenn sie laut wird. Wenn Internetnutzer in Deutschland sich selbst bei der Medienkompetenz nur die Schulnote drei geben, ist das nicht Koketterie, sondern Ausdruck einer digitalen Unsicherheit, die längst zum Risiko geworden ist.

Besonders alarmierend: Nur jeder vierte glaubt, Fakenews erkennen zu können. Bei den über 75-Jährigen sind es gerade einmal sieben Prozent. Wer hier an eine "digitale Kluft" denkt, liegt richtig – doch der Graben verläuft nicht nur zwischen den Generationen, sondern durch alle Altersgruppen. Selbst bei den Jüngeren wissen nur 22 Prozent, wie man ein manipuliertes Bild erkennt. Das ist ein Armutszeugnis für ein Land, das sich als digitale Gesellschaft begreift.

Die Zahlen offenbaren ein strukturelles Bildungsdefizit. Medienkompetenz ist keine optionale Zusatzqualifikation mehr, sondern Grundvoraussetzung für Mündigkeit im digitalen Raum. In einer Zeit, in der Deepfakes Wahlen beeinflussen und Desinformation gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet, reicht es nicht, nur über Risiken aufzuklären. Wir brauchen flächendeckende, verbindliche Bildungsangebote – in Schulen, aber auch für Erwachsene.

Es ist bezeichnend, dass nur 44 Prozent der Nutzer Informationen prüfen, bevor sie sie teilen. Das ist kein moralisches Versagen, sondern Ergebnis mangelnder Schulung. Dabei wäre es schlicht notwendig, Quellenkritik und digitale Recherchefähigkeiten als Alltagskompetenz zu vermitteln – wie Lesen und Schreiben.

Die Politik muss jetzt handeln: Medienbildung gehört verpflichtend in den Lehrplan aller Schulformen – und in Fortbildungsangebote für alle Generationen. Plattformbetreiber sollten verpflichtet werden, leicht zugängliche Faktenchecks und Hinweise zur Herkunft von Inhalten anzubieten.

Digitale Teilhabe heißt auch: Schutz vor Täuschung. Und die beginnt mit Bildung – nicht mit dem nächsten Algorithmus.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP