Generalmajor Andreas Henne spricht Klartext: Die Bundeswehr werde auf Dauer nicht genug Personal gewinnen können, wenn man allein auf Freiwilligkeit setzt. Seine Aussage ist mehr als ein operativer Hinweis – sie ist ein politisches Signal. Denn mit der wachsenden sicherheitspolitischen Lage wächst auch der Druck auf die Verteidigungsstrukturen Deutschlands. Und das bedeutet: Die Rückkehr eines verpflichtenden Wehrdiensts ist nicht mehr ausgeschlossen, vielleicht sogar unvermeidlich.
Dabei hatte der Koalitionsvertrag noch betont, dass der neue Wehrdienst „zunächst auf Freiwilligkeit“ basiere. Ein beruhigendes Wort – aber „zunächst“ ist nicht „dauerhaft“. Und wenn Henne öffentlich erklärt, man bereite sich auf den Ernstfall vor, in dem Freiwilligkeit nicht reicht, ist das ein strategischer Vorgriff auf eine Debatte, die politisch lange vermieden wurde.
Was Henne anspricht, geht weit über Personalzahlen hinaus. Es geht um Logistik, Schutz kritischer Infrastruktur und letztlich die Fähigkeit, glaubhaft abzuschrecken – ein Begriff, der seit dem Ukraine-Krieg wieder fest in die sicherheitspolitische Sprache eingebrannt ist. Deutschland müsse, so Henne, „verteidigungsfähig“ werden – und dazu gehöre auch, logistisch schneller und breiter aufgestellt zu sein.
Die Frage ist also nicht mehr: Wird es wieder ein verpflichtendes Element im Wehrdienst geben? Sondern: Wann? Und wie wird es umgesetzt, ohne auf massive gesellschaftliche Widerstände zu stoßen?
Denn eines ist sicher: Die Vorstellung einer rein freiwilligen Bundeswehr scheint in der Realität kaum noch durchhaltbar. Der Umbau zur Wehrhaftigkeit – ob aus Einsicht oder Not – schreitet voran. Und mit ihm wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sich junge Menschen bald wieder verpflichtend in Uniform wiederfinden.
OZD
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