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Beschämender Höchststand: Antisemitismus in Deutschland eskaliert weiter

Über 8600 antisemitische Vorfälle im Jahr 2024 – ein neuer, erschreckender Rekord. Der Hass auf Jüdinnen und Juden nimmt zu, oft unter dem Deckmantel politischer Kritik. Es braucht endlich entschlossenes Handeln.

Die neuesten Zahlen des Bundesverbands RIAS sind ein alarmierender Befund: Über 8600 antisemitische Vorfälle wurden 2024 in Deutschland dokumentiert – so viele wie nie zuvor seit Beginn der bundesweiten Erfassung. Ein Anstieg von 77 Prozent zum Vorjahr bedeutet nichts weniger als einen gesellschaftlichen Dammbruch. Täglich fast zwei Dutzend Übergriffe, Beleidigungen, Drohungen – bis hin zu Fällen extremer Gewalt.

Die Eskalation begann nicht zufällig mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 – einem Verbrechen, das weltweit Entsetzen auslöste. Doch was seitdem in Deutschland geschieht, ist mehr als bloß eine Radikalisierung politischer Debatten. Es ist ein gefährlicher Wandel, bei dem Jüdinnen und Juden kollektiv verantwortlich gemacht, ausgegrenzt und bedroht werden – nicht trotz, sondern wegen ihrer Identität.

Der antisemitische Hass hat sich entgrenzt: auf Demonstrationen, im Internet, an Hochschulen – Orte, die eigentlich für offene Gesellschaften stehen sollten. Besonders erschreckend ist der dreifache Anstieg antisemitischer Vorfälle an Universitäten. Wenn sich jüdische Studierende in deutschen Hörsälen nicht mehr sicher fühlen, ist das ein Armutszeugnis für den Bildungsstandort – und eine Schande für ein Land mit unserer Geschichte.

Dass „antiisraelischer Aktivismus“ inzwischen zur häufigsten Quelle antisemitischer Übergriffe geworden ist, zeigt, wie sehr politischer Protest in blanken Hass übergeht. Israelkritik ist legitim – aber nicht, wenn sie in Judenhass mündet. Die Verantwortung der Politik ist es jetzt, klare Grenzen zu ziehen und die Täter nicht durch Schweigen oder ideologische Relativierung zu ermutigen.

Analyse:
Antisemitismus hat in Deutschland kein Randphänomen mehr – er ist Alltag geworden. Die Rhetorik der Empörung reicht längst nicht mehr aus. Es braucht konkrete Konsequenzen: Antisemitismusbeauftragte an Hochschulen, Schutzkonzepte für jüdische Einrichtungen, digitale Gegenstrategien – und politische Konsequenz, unabhängig vom ideologischen Lager. Wer antisemitische Vorfälle bagatellisiert, trägt Mitschuld am Klima der Angst. Nie wieder darf nicht nur ein Satz sein.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP