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Österreich trauert: Schweigeminute für Opfer von Graz

Nach dem Amoklauf an einer Schule in Graz hat ganz Österreich der zehn Todesopfer mit einer Schweigeminute gedacht. Die Erschütterung sitzt tief – eine Nation ringt fassungslos um Worte und sucht Halt in gemeinsamer Trauer.

Graz/Wien – Österreich steht still. Um Punkt 10 Uhr läuten Kirchenglocken im ganzen Land, der ORF unterbricht sein Programm, und in Wien halten 900 Busse und Bahnen inne: Das Land gedenkt der Opfer des unfassbaren Amoklaufs in einer Grazer Schule mit einer Schweigeminute.

Noch immer sind Menschen fassungslos. Vor dem Schulgebäude, dem Tatort, legen Trauernde Blumen, Kerzen und handgeschriebene Botschaften nieder. Umarmungen, Tränen, stille Gebete – eine ganze Stadt im Ausnahmezustand. Der Schmerz sitzt tief, das Entsetzen ist greifbar.

Ein Schüler der betroffenen Schule, Ennio, findet bewegende Worte für das Unbegreifliche: „Man kann es weder beschreiben, noch wirklich begreifen“, sagte er. Er appelliert eindringlich an Medien und Öffentlichkeit: „Bitte lasst uns zumindest für die nächsten Tage in Frieden trauern.“ Viele Schülerinnen und Schüler seien bedrängt worden, sich zu äußern – eine zusätzliche Belastung in einer ohnehin traumatischen Situation.

Der Täter, ein 21-jähriger ehemaliger Schüler, hatte am Dienstagvormittag zehn Menschen getötet und zwölf weitere schwer verletzt, bevor er sich auf einer Schultoilette das Leben nahm. Unter den Toten ist auch ein 17-jähriger französischer Austauschschüler. Der Schütze hatte die Schule in der Vergangenheit selbst besucht, sie jedoch ohne Abschluss verlassen.

Nach Angaben der Polizei handelte es sich um einen Österreicher aus der Region Graz. Er besaß zwei legal erworbene Schusswaffen: ein Gewehr und eine Kurzwaffe. In seiner Wohnung fanden Ermittler eine nicht funktionsfähige Rohrbombe und einen Abschiedsbrief an seine Eltern – ohne Hinweis auf ein klares Motiv.

Die Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Die Flaggen wehen auf Halbmast, auch der Ministerrat gedachte in einer Schweigeminute der Opfer. Bundeskanzler Christian Stocker sprach von einer „nationalen Tragödie“ und einer „unfassbaren Tat“.

Das Motiv des Täters bleibt weiter im Dunkeln. Spekulationen über Mobbing in seiner Schulzeit wurden von den Behörden bislang nicht bestätigt. Die Polizei ermittelt weiterhin intensiv.

Währenddessen sucht Österreich nach einem Weg, das Geschehene zu verarbeiten – mit Anteilnahme, Solidarität und der Hoffnung, dass aus der Erschütterung auch gesellschaftliche Verantwortung erwächst.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP