Der lange Poker ist offenbar vorbei: Ole Werner steht kurz vor einem Engagement als Cheftrainer bei RB Leipzig. Wie die Fachzeitschrift kicker und der Sender Sky übereinstimmend berichten, haben sich die Sachsen nach intensiven Gesprächen mit Werder Bremen auf eine Ablösezahlung geeinigt. Damit ist der Weg frei für den 37-Jährigen, der in Leipzig einen Zweijahresvertrag erhalten soll. Aktuell fehlen nur noch letzte Formalitäten, dann könnte der Wechsel offiziell verkündet werden.
Werner hatte Werder Bremen Ende Mai überraschend verlassen, nachdem er deutlich gemacht hatte, seinen bis 2026 laufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Die Norddeutschen reagierten prompt und präsentierten noch im selben Monat Horst Steffen als neuen Trainer. Bei RB Leipzig tritt Werner nun die Nachfolge von Zsolt Löw an, der als Interimscoach eingesprungen war, nachdem Marco Rose im März entlassen worden war. Löw kehrt nun wieder in seine eigentliche Rolle als "Head of Soccer Development" zurück.
Für RB Leipzig endet damit eine Phase der Unruhe auf der Trainerbank. Die ambitionierten Sachsen hatten die vergangene Saison lediglich auf Rang sieben abgeschlossen und das internationale Geschäft verpasst – für die Vereinsführung eine schmerzhafte Enttäuschung. Werner soll nun für Stabilität und neuen sportlichen Aufschwung sorgen. Die Saisonvorbereitung beginnt am 11. Juli mit der Leistungsdiagnostik, ehe am 14. Juli das erste Mannschaftstraining ansteht.
OZD
OZD-Kommentar:
RB Leipzig hat mit Ole Werner einen Trainer verpflichtet, der nicht nur für akribische Arbeit, sondern auch für ruhige Kommunikation steht – ein Gegenentwurf zur zuletzt unruhigen Führungskultur an der Seitenlinie. Doch was als Hoffnung verkauft wird, ist in Wahrheit ein gewagtes Experiment: Werner hat in Bremen solide, aber nicht überragend gearbeitet. Der Vertrauensvorschuss in Leipzig ist also vor allem eine Wette auf Entwicklungspotenzial – eine Wette, die bei ausbleibendem Erfolg schnell zur Geduldsprobe für Fans und Vereinsbosse werden könnte. Die Erwartungshaltung in Leipzig ist hoch, doch Werner hat bislang weder internationalen Erfolg noch nachhaltige Spitzenleistungen vorzuweisen. Wenn RB also denkt, mit diesem Wechsel auf Nummer sicher zu gehen, könnte sich genau das als Trugschluss erweisen.
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OZD-Analyse
1. Die sportliche Ausgangslage in Leipzig
a) Platz sieben in der Vorsaison – weit entfernt vom eigenen Anspruch, in der Champions League zu spielen
– Das Verpassen des internationalen Wettbewerbs wirkt wie ein Rückschritt
– Viele Spielerleistungen blieben unter den Erwartungen
b) Marco Rose wurde im März entlassen – ein deutlicher Bruch in der Vereinsführung
– Zsolt Löw übernahm interimistisch, konnte das Ruder aber nicht mehr herumreißen
2. Ole Werners Profil und bisherige Trainerstationen
a) Erfolgreiche Aufstiegssaison mit Werder Bremen
– Galt als ruhiger Taktiker mit klarem Spielkonzept
– Schaffte die Stabilisierung in der Bundesliga
b) Doch zuletzt stagnierte die Entwicklung
– Offensivideen wirkten ausrechenbar
– Auch seine Außendarstellung blieb blass, was bei einem ambitionierten Klub wie RB Leipzig kritisch werden könnte
3. Herausforderungen und Erwartungen bei RB Leipzig
a) Druck von Beginn an – Werner muss liefern
– Fan- und Vorstandserwartung: Rückkehr in die Top 4
– Unmittelbarer Fokus auf die Qualifikation fürs internationale Geschäft
b) Integration junger Spieler
– Leipzig will vermehrt auf Talente setzen
– Werner soll diese Philosophie mittragen und prägen
Was ist RB Leipzig?
RB Leipzig ist ein 2009 gegründeter Fußballverein, der vom Getränkehersteller Red Bull unterstützt wird. Innerhalb weniger Jahre stieg der Klub von der Oberliga in die Bundesliga auf und zählt seitdem zu den ambitioniertesten Vereinen Deutschlands. Der Verein setzt auf eine Mischung aus junger Kaderstruktur, pressingintensivem Spielstil und wirtschaftlich effizientem Scouting – verbunden mit hohen Erwartungen an sportliche Konstanz.
Wer ist Ole Werner?
Ole Werner wurde 1988 in Preetz geboren und gilt als analytischer Trainer mit klarer Spielidee. Er war zunächst als Co-Trainer und Interimstrainer bei Holstein Kiel aktiv, ehe er 2021 Werder Bremen übernahm. Dort führte er den Klub zurück in die Bundesliga. Werner steht für einen geordneten Spielaufbau, defensive Stabilität und eine gewisse taktische Flexibilität. In Bremen galt er als angenehm unaufgeregt, doch in Leipzig wird er sich auf eine deutlich höhere Erwartungshaltung einstellen müssen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.